Ist die See ruhig, kann die "Blaue Grotte" mit Booten besichtigt werden.Sonst bleibt nur der Panoramablick.

Foto: aboutpixel.de/"Blaue Grotte 2"/© schachspieler

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Bei Fußballfans stellen sich schon vor dem Reisebeginn angenehme Gefühle ein: 9:0 gewinnt Österreich eher selten. Hans Krankl, noch voll im Saft, schoss damals, 1977, sechs Tore.

Malta - ein Zwergstaat, gerade einmal doppelt so groß wie Liechtenstein, knapp unter Sizilien gelegen, ist in nur zwei Stunden Flugzeit aus Wien erreichbar. Im Sommer ein heiße Badeinsel mit gutem Nachtleben, dichtbevölkert von jugendlichen Sprachschülern, im Herbst angenehm frühlingshaft: 20 Grad, mehrheitlich Sonne, manchmal Wind. Subtropisches, trockenes Mittelmeerklima eben. Das Meer ist für Badeausflüge zu kalt, Langeweile kommt aber dennoch nicht auf.

Die Vorgabe, ruhige Tage zu verbringen, lässt sich am besten in Valetta, der Hauptstadt, verwirklichen. Auf einer Landzunge gelegen, ist die knapp 7000 Einwohner zählende Stadt, die schnurgerade Gassen durchziehen, seit 1980 Unesco-Kulturerbe. Ein touristischer Fixpunkt: die St. John's Co-Cathedral. Der Blick gleitet ständig zu Boden. Hier liegen knapp 400 Grabplatten, unter denen Ordensritter beigesetzt sind. Mit dem Gemälde Die Enthauptung Johannes des Täufers von Michelangelo da Caravaggio findet sich in einem Nebenraum ein kunsthistorischer Schatz.

Abends empfehlen sich die Weinbars wie das Trabuxu, romantisch in einem Kellergewölbe gelegen. Die Weine sind köstlich, die aus Malta, sagen wir höflich, auch. Hinter dem Tresen baut eine Frau aus Käsevarianten und diversen Wurstsorten eine Art Turm. Dazu gibt es vegetarische Aufstriche, jede Menge Brot und einen großen braunen Batzen, der sich später als Hühnerleberaufstrich entpuppt.

Zum Abnehmen ist die Insel nicht geeignet. Englisch zu sprechen genügt. Besser wäre es natürlich, Maltesisch zu können. Die Sprache, einen Mischmasch aus Arabisch und Italienisch, Französisch und Englisch, sprechen nur die Einheimischen - und das verbissen: Dem Reisenden mag ein "Grazzi" für ein "Danke" und vielleicht ein "Skuzi" für "Entschuldigung" genügen.

An die Waterfront

In Valetta geht abends nicht die Post ab, allerdings, so behaupten die Touristiker, wandle sich die Stadt. Ein paar Meter außerhalb der Altstadt liegt etwa, direkt am Wasser, die Waterfront. Die barocken Lagerhäuser wurden ausgehöhlt, beherbergen jetzt Lokale, buntgemischt, für jede Altersgruppe. Aus diesem Grund liegt hier auch der Terminal für Kreuzfahrtschiffe. Für ihre Passagiere sind die Restaurants die erste Gelegenheit für Umtrunke auf dem Festland.

Umgekehrt dürfen die schwimmenden Riesen bestaunt werden, oder man nutzt die Gelegenheit, um mit einem Wassertaxi rüber zu den Three Cities zu fahren. Von den drei zusammengewachsenen Städten genießt man einen tollen Blick auf Valletta. Es geht aber sogar noch ruhiger. Im Linksverkehr schlängeln sich die Busse (die Tickets sind sehr billig) von Valletta durch dichtbesiedeltes Gebiet und trockene Landschaften ins Zentrum der Insel.

Das Ziel ist eine Hochebene, auf der die Stadt Mdina thront. Die verwinkelten Gässchen machen den Reiz dieses mittelalterlichen Städtchens aus. Und das Klima. Hier ist es oft kühler als im Rest der Insel. Zur Rast wird im Bacchus, einem Restaurant, das in einer Bastion der Stadtmauer gelegen ist, geladen. Es gibt Fisch in Salzkruste oder die maltesische Spezialität Hase.

An einem Sonntag bietet sich dann eine Fahrt nach Marsaxlokk an. Vor dem Fischerdorf stoppt die Tour bei der Blauen Grotte, die mit kleinen Booten befahren werden kann - allerdings nur bei ruhiger See. In Marsaxlokk ist sonntags Markttag. Fisch und Meeresgetier, Ramsch, Mitbringsel und Nützliches werden zum Kauf angeboten. Der Markt ist überschaubar klein, die Leute quetschen und drängen sich an den Ständen vorbei, die immer wieder den Blick aufs Meer freigeben - und auf die buntbemalten traditionellen Luzzu-Boote.

Nur durch eine kleine Straße getrennt, reiht sich ein Lokal an das nächste. Selbst um diese Jahreszeit sitzen die Gäste im Freien und genießen die Sonne und den Blick auf das geschäftige Treiben auf dem Markt - und für dieses Wohlbefinden braucht man wirklich kein Fußballfan zu sein. (Peter Mayr/DER STANDARD/Printausgabe/14.11.2009)