London - Der britische Premier Gordon Brown will sich dafür entschuldigen, dass sein Land bis 1967 zehntausende Kinder teils ohne Einverständnis ihrer Eltern in frühere Kolonien geschickt hat.

Vor der Entschuldigung, die für Anfang 2010 geplant sei, solle es einen Dialog mit den Betroffenen geben, sagte ein Regierungssprecher am Sonntag. Vertreter Londons stünden zudem in Kontakt mit der Regierung des australischen Premiers Kevin Rudd, der sich am Montag für die jahrzehntelangen Misshandlungen von 500.000 Kindern in Waisenhäusern und Pflegeheimen entschuldigen will.

Zu den Opfern gehörten auch rund 7000 Kinder aus armen britischen Familien, die zwischen 1920 und 1967 teils ohne das Wissen oder das Einverständnis ihrer Eltern in die früheren britische Kolonie geschickt worden waren. Insgesamt brachten spezielle Agenturen damals mehr als 130.000 britische Kinder zwischen drei und 14 Jahren nach Australien, Kanada, Neuseeland, Südafrika und Simbabwe - angeblich, um ihnen dort ein besseres Leben zu ermöglichen. Ein Grund für diese Politik war nach Angaben von Opferverbänden, dass in den Kolonien "weiße Briten" angesiedelt werden sollten.

Der Vorsitzende des Gesundheitssonderausschusses im Unterhaus, Kevin Barron, sagte im Gespräch mit der BBC, Brown habe ihm in einem Brief mitgeteilt, dass nun "der richtige Zeitpunkt" sei, sich für diese "fehlgeleitete Politik" zu entschuldigen. Zuvor sei es wichtig, den "Überlebenden und Opfern Gehör zu schenken", schrieb Brown. "Die Entschuldigung ist symbolisch sehr bedeutsam", sagte Ed Balls zu Sky News. Es sei eine "Schande", dass Großbritannien mehr als 40 Jahre lang eine derart "schreckliche Politik" betrieben habe. (AFP, DER STANDARD Prinatausgabe, 16.11.2009)