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Nicht alle glauben an die Absicht der Uno-Mitgliedsländer, bis 2015 die Zahl der Hungernden zu halbieren. Auf konkrete finanzielle Hungerhilfe konnte man sich auf dem Welternährungsgipfel nicht einigen.

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Mahnwache gegen Hunger vor dem Kolosseum in Rom.

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Papst warnt vor Spekulationsgeschäften im Lebensmittelbereich.

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Muammar Gaddafi besucht den "Hungergipfel" in Rom.

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Sechs Millionen Kinder sterben pro Jahr an Unterernährung, die verhindert werden könnte.

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Das Ausmaß des Hungers ist gigantisch: Rund eine Milliarde Menschen weltweit werden nicht satt, jedes Jahr sterben sechs Millionen Kinder an Unterernährung. "Das ist nicht akzeptabel", sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Auftakt des dreitägigen Ernährungsgipfels der Vereinten Nationen am Montag in Rom. Zumal die "Welt mehr als genug Lebensmittel hat", so Ban. Auch der Papst sprach den Delegierten ins Gewissen: "Hunger ist das grausamste und konkreteste Zeichen der Armut", erklärte das Kirchenoberhaupt.

Nur: Das Hungerproblem droht sich weiter zu verschärfen. Denn immer mehr Menschen drängen sich auf dem Planeten. Nach Uno-Schätzungen steigt die Weltbevölkerung von derzeit rund 6,8 Milliarden Personen auf über neun Milliarden Personen zur Mitte des Jahrhunderts. Um diese Menschen mit Lebensmittel zu versorgen, verlangt die Uno-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation (FAO) massive Investitionen in kleine Agrarbetriebe der armen Länder. Rund 44 Milliarden US-Dollar jährlich müssten die Länder dafür aufbringen.

Zunächst hatte die FAO gehofft, dass die Regierungen in Rom konkrete finanzielle Zusagen machen. Doch in der Abschluss-Erklärung fehlen entsprechende Verpflichtungen. Lediglich auf das nebulöse Ziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, einigten sich die 190 Teilnehmerstaaten.

Dass ausreichende finanzielle Mittel gepaart mit einer langfristigen Strategie Erfolge bringen, belegt die FAO unter anderem am Beispiel Nigeria: Dort setzt die Regierung seit 2001 auf eine nachhaltige Förderung der Landwirtschaft; in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas arbeiten 70 Prozent der Erwerbstätigen im Agrarsektor. Fachleute unterrichten Kleinbauern wie sie vom Anbau nur einer Frucht auf den Anbau von drei Früchten umsteigen. Der Erfolg blieb nicht aus: Der Anteil der Unterernährten sank in Nigeria von 15 Prozent im Jahr 2001 auf acht Prozent im Jahr 2005.

Kritiker betonen in diesem Zusammenhang, dass die Politik der reinen Geldtransfers die Eigeninitiative der Empfänger untergrabe. Auch die FAO verlangt von den Regierungen der armen Staaten, dass sie eine nachhaltige Strategie umsetzen. Nur so könne die "Schlacht gegen den Hunger kann gewonnen werden" , betonte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf.

Missionar Gaddafi

Rund um die Konferenz gab es Demonstrationen von Landwirten und NGOs und seltsame Auftritte. Der libysche Staatschef Muammar al Gaddafi hat am Sonntag gestern über 100 junge Frauen in eine Villa in der Stadt eingeladen und sie aufgefordert, sich zum Islam zu bekehren. Gaddafi klärte sie darüber auf, dass "nicht Jesus, sondern ein Doppelgänger am Kreuz gestorben" sei. Jede der Anwesenden erhielt 60 Euro und einen Koran. Bei der Konferenz forderte der Politiker, ehemalige Kolonialmächte sollten Entschädigungen zahlen. (Jan-Dirk Herbermann aus Genf, Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2009)