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Es ist die drittgrößte Handelspleite nach Konsum und Libro: Quelle Österreich hat am Montag beim Landesgericht in Linz den Konkursantrag eingebracht. Belegschaft und Kreditschützer gehen von der Liquidierung des Versandhauses aus. Neben den 1100 eigenen Mitarbeitern sind mehr als 1000 Lieferanten betroffen. Bis zu 800 von ihnen warten auf Geld von der Quelle. Das Gericht geht von Forderungsvolumina von 100 Millionen Euro aus.

Das Ende der Quelle hinterlässt nicht nur bei Post und ÖBB, sondern auch bei kleinen Unternehmen tiefe Spuren. Die Buchbindereigruppe Glöckler etwa muss ein Zehntel der 110 Stellen streichen.

 

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Wien - Am Montag gingen der Kantine die Semmeln aus. 40 Jahre lang hat die Bäckerei Goldmann die 900 Quelle-Mitarbeiter in Linz mit Gebäck versorgt. Seit gestern ist es damit vorbei, die Lieferung wurde oh-ne Vorwarnung eingestellt, sagt Betriebsrat Walter Wolfinger und erzählt vom Sterben der Quelle in Raten: Von Wirten in den Bundesländern etwa, die die Tischler des Versenders nur noch gegen Vorauskasse bei sich aufnehmen. Das alles sei verständlich, weh tue es trotzdem.

Gestern Nachmittag wurde über Quelle der Konkurs eröffnet. Die Schulden liegen laut Kreditschutzverbänden bei knapp 88 Millionen Euro, ihnen stehen Aktiva von 85 Millionen Euro gegenüber. Von der Pleite sind bis zu 2600 Gläubiger betroffen. Sie können Forderungen bis Ende Jänner einbringen.

Das Ende der Quelle Österreich hat weitreichende Folgen für ihre 1000 Lieferanten, bis zu 800 haben offene Forderungen, schätzen Kreditschützer. Bis zuletzt habe er gehofft, dass sich ein Investor findet, sagt Peter Farthofer, Chef und Miteigentümer der G. G. Buchbinderei in Hollabrunn, dem Standard. Sein Unternehmen und der Schwesterbetrieb Glöckler stünden vor einem massiven Einschnitt, der nicht zu kompensieren sei und ein Zehntel der Arbeitsplätze kosten werde.

Die Standorte in Hollabrunn und Wöllersdorf banden für Quelle mit 110 Mitarbeitern gut 485.000 Kataloge und Broschüren im Jahr. Weitere Kleinkataloge waren gutes Zubrot. Farthofer wollte den Auftragsverlust durch Universal und Otto abfedern, doch daraus wird nichts: Denn deutsche Buchbinder, denen Quelle im eigenen Land abhanden kam, drängen mit Dumpingpreisen nach Österreich und sicherten sich das erhoffte Neugeschäft, sagt er.

Die Post verliert rund sechs Mio. Pakete, die Erlöse von gut 20 Mio. Euro bringen. Sie liefert nur gegen Vorauskasse. Hunderte Jobs werde das nicht kosten, heißt es. Wie sich der Verlust der Quelle tatsächlich auswirke, sei noch offen. Die ÖBB als Logistiker müssen auf gut vier Mio. Euro Umsatz verzichten.

Österreichs Bogendrucker sehen sich von der Pleite nicht betroffen, digitale Druckanbieter sehr wohl, auch kleine Logistiker, Inkassobüros, EDV-Firmen. Intershop schreibe wegen Quelle heuer Verluste, ließ der Softwareanbieter wissen.

Die 1100 Quelle-Mitarbeiter hätten auf den Insolvenzantrag gefasst reagiert, sagt Wolfinger. Der Großteil von ihnen verliert noch im November den Job. Für die bevor stehende Abwicklung des Abverkaufs braucht es nur wenige hundert von ihnen. Die Belegschaft geht ebenso wie der KSV von der Liquidierung des Konzerns aus. Masseverwalter sind Erhard Hackl, Rudolf Mitterlehner und Thomas Zeitler. Konkursrichter ist Helmut Katzmayr.

Weitermachen auch ohne Marke wollen die Betreiber der 175 Quelle-Shops, beliefert werden sie seit einer Woche nicht mehr. Interesse bestätigt Harald Gutschi, Chef von Otto in Österreich: "Wir prüfen ein Angebot." Otto hat sich bereits die Marke Quelle gesichert, in Österreich will der Konzern um Adressen und Warenbestände bieten.

Kunden bestellen bei Quelle in Österreich nach wie vor. Geliefert wird nur bedingt. Da die deutsche Quelle nicht zahlen konnte, holten asiatische Produzenten ihre Textilien zurück. Der vor einigen Tagen bei vielen Österreichern eingetroffene Weihnachtskatalog löst in der Linzer Zentrale Kopfschütteln aus. Das sei im Trubel passiert, geliefert werden könne diese Ware nicht. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.11.2009)