Kabul - Unter starkem internationalen Druck hat die afghanische Regierung einen neue Einheit zur Korruptionsbekämpfung gebildet. Es ist bereits der dritte Anlauf mit dem Ziel einer effektiven Bekämpfung von Bestechung, Günstlingswirtschaft und Korruption. Afghanische Kabinettsmitglieder versicherten auf einer Pressekonferenz am Montag in Kabul, diesmal seien die Erfolgsaussichten wegen der starken internationalen Unterstützung und einem echten Erfolgswillen besser.
An der Pressekonferenz nahmen sowohl der amerikanische als auch der britische Botschafter in Kabul teil. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte am Sonntag gedroht, die USA würden keine zivile Hilfe mehr an Afghanistan gewähren, wenn die Regierung in Kabul nicht für die Verwendung des Geldes Rechenschaft ablegt.
Der afghanische Innenminister Hanif Atmar sagte, die neue Einheit sei mit Hilfe amerikanischer und britischer Polizeibehörden sowie Interpols aufgebaut worden. Sie soll auch mit der EU-Polizeimission EUPOL zusammenarbeiten. Justizminister Mohammed Sarwar Danish ergänzte, Korruption sei ein Krebsgeschwür und zerstöre das Leben von Menschen. Sie schade auch der afghanischen Wirtschaft, Politik und Sicherheit. Die beiden vorigen Kommissionen hatten die Korruption nicht eingedämmt; einem Bericht der US-Behörde für Internationale Entwicklung vom März zufolge erreichte sie sogar "ein beispielloses Ausmaß in der Geschichte des Landes".
Die erste Antikorruptionsabteilung des Landes wurde aufgelöst, nachdem ihr Chef in den USA wegen Rauschgiftdelikten angeklagt wurde. Die zweite wurde im Sommer vergangenen Jahres mit großen Versprechungen gegründet, die Korruption im Staatsapparat blieb aber eines der größten Probleme Afghanistans. Transparency International führte Afghanistan auf seinem Korruptionsindex im vergangenen Jahr auf Platz 176 von 180 Staaten. Nur Haiti, der Irak, Burma und Somalia waren noch schlechter.
Der Kommandant der französischen Truppen in Afghanistan, Brigadegeneral Marcel Druart, entging am Montag offenbar einem Anschlag militanter Extremisten. Nach Angaben eines französischen Militärsprechers schlugen auf dem Markt der Stadt Tagab östlich von Kabul zwei Raketen ein und töteten vier Menschen, darunter drei Kinder. 38 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, NATO-Soldaten seien nicht darunter. Auf dem Marktplatz habe sich Druart mit einer Delegation aus Stammesältesten, dem örtlichen Polizeichef und dem stellvertretenden Gouverneur der Region getroffen. Die Raketen chinesischer Bauart schlugen in 200 Metern Entfernung ein.
In der südafghanischen Provinz Kandahar kamen acht Polizisten ums Leben, als Dutzende Kämpfer der radikal-islamischen Taliban einen Polizeiposten stürmten. Wie ein Behördensprecher am Montag mitteilte, wurden drei weitere Polizisten bei dem Zwischenfall am Vortag verletzt. Am Sonntagabend gab es auch einen Raketenangriff auf den Flughafen Kabul, allerdings ohne Verletzte.
Afghanische und französische Truppen starteten am Sonntag eine Offensive gegen militante Extremisten in dem Tagab-Tal östlich von Kabul. Das Gebiet gilt als Ausgangspunkt von Taliban-Angriffen auf die Hauptstadt. Es ist 50 Kilometer von Kabul entfernt. Die Offensive hat das Ziel, das Gebiet für den geplanten Bau einer Straße zu sichern. Sie wird von der EU finanziert und soll dem Transport von Nachschub aus Pakistan dienen.
Der britische Premier Gordon Brown sagte indes, dass der Afghanistan-Einsatz erfolgreicher verlaufe denn je. "Heuer wurde mehr gegen die Al-Kaida erreicht als in all den Jahren seit der Invasion 2001", hieß es in einer Rede, die Brown am Montagabend halten wollte. In den vergangenen Wochen hatte die innenpolitische Kritik am britischen Afghanistan-Einsatz zugenommen. Mit 9.000 Soldaten stellt Großbritannien das zweitgrößte Kontingent nach den USA. (APA)