David Sanborn? Ist das nicht der faserschmeichelweiche Smooth Jazzer? Der Mann, der in den letzten 30 Jahren die Musik eines Stevie Wonder, Bruce Springsteen, James Brown oder der Rolling Stones mit so routinierten wie harmlosen Saxofonlinien behübschte? Stimmt schon. Und doch sind es Meilen, die David Sanborn, der auch als Komponist für kulturell ungemein wertvolle Filme wie Lethal Weapon hervorgetreten ist, vom Muzak eines Kenny G trennen: Denn der 64-jährige Altsaxofonist hat trotz seiner Erfolge seine Wurzeln nicht vergessen: Mit dem 1991 veröffentlichten Album Another Hand kehrte er zum Jazz zurück.

Kurz darauf überraschte er an der Seite des kommerziell unverdächtigen Kollegen Tim Berne, im Rahmen des Tribute Diminutive Mysteries (Mostly Hemphill) an beider Lehrmeister Julius Hemphill - Sanborn hatte mit dem großen Avantgarde-Saxofonisten schon als Teenager gejamt. Seither hat er sein blueslastiges Spiel auf einer Reihe passabler Alben, zuletzt Here & Gone von 2008 zelebriert. Nach Wien reist Sanborn in Quintettbesetzung - u. a. mit Schlagzeuger Gene Lake - an. (felb, DER STANDARD/Printausgabe, 17.11.2009)