Hamburg - Die deutsche Forschungsministerin Annette Schavan gab am Montag den Startschuss für eine der modernsten Anlagen der Welt zur Erforschung von Biomolekülen und neuer Materialien: Von dem besonderen Röntgenlicht von PETRA III erhoffen sich die Forscher am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) neue Einblicke in die Struktur von Proteinen und Nanomaterialien. Die Anlage biete der Wissenschaft in Hamburg "einzigartige Perspektiven", sagte Schavan.

PETRA steht für "Positron-Elektron-Tandem-Ring-Anlage". Zunächst diente die in den 70ern errichtete Anlage als Vorbeschleuniger von Elektronen und Positronen für den (mittlerweile stillgelegten) Teilchenbeschleuniger HERA. Dies war auch noch in der Phase PETRA II in den 90ern der Fall - danach folgte der Umbau für die jetzige Nutzung. Für PETRA III wurde in knapp zweieinhalb Jahren ein 2.300 Meter langer unterirdischer Beschleunigerring modernisiert und eine rund 300 Meter lange Experimentierhalle neu gebaut. Bund und Stadt investierten insgesamt 233 Millionen Euro.

Hohe Brillanz

"Mit PETRA III nehmen wir bei DESY die weltbeste Synchrotronstrahlungsquelle ihrer Art in Betrieb", sagte der Vorsitzende des DESY-Direktoriums, Helmut Dosch. "Die hochenergetischen und haarfeinen Röntgenstrahlen vom PETRA III werden es Wissenschaftern aus den unterschiedlichsten Disziplinen ermöglichen, gestochen scharfe Bilder von Nano- und Biomaterialien zu erhalten, eine unabdingbare Voraussetzung für die Medikamente und Hochleistungsmaterialien von morgen."

PETRA III hat nach DESY-Angaben bereits im Probetrieb einen Rekord aufgestellt. Die Anlage erzeugte den feinsten Röntgenstrahl der Welt. Mit dem besonders scharf gebündelten und hellen Röntgenlicht können Biologen die Anordnung der Atome von Proteinen betrachten oder Materialforscher die Struktur von Nanomaterialien analysieren. Die Anlage erzeugt sogenannte Synchrotronstrahlung, indem sie schnelle elektrisch geladene Teilchen mit Magneten auf einen Schlingerkurs schickt. Das so entstehende Röntgenlicht ist besonders hell und scharf gebündelt - Forscher sprechen von "hoher Brillanz". (APA/red)