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"Jimmy" Hoffer weiß, das Ausland ist kein Zuckerschlecken.

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Zwei, die sich trauten und ein Janko.

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Wien - Marc Janko wohnt in Salzburg, dort spielt er Fußball. Das tat der Bulle auch vor der abgelaufenen Saison, die dem Stürmer neue Möglichkeiten der Arbeitsplatzwahl offenlegte. Doch Janko blieb und tat vermeintlich gut daran. Dass Fußball-Ausland nicht immer die beste Wahl für einen österreichischen Ballesterer sein muss, bekommt seine Team-Konkurrenz derzeit zu spüren. Erwin Hoffer und Stefan Maierhofer sind in Italien und England angekommen und haben auf Tribüne und Ersatzbank Platz genommen. Die Frage, welcher der drei Stürmer derzeit die meiste sportliche Befriedigung erfährt, ist schnell beantwortet. Italienische Stahltribünen und britische Holzbänke sind selbst verglichen mit dem Salzburger Kunstrasen harte Pflaster. Der Vergleich der drei Angreifer wirft die Frage auf, ob der erste Zug ins Ausland auch immer der schnellste sein muss?

Fremd ist nicht nur die Sprache

Italiens Sport-Gazetten fragten sich unlängst, was Erwin Hoffer in Italien macht, „ohne ein Wort Italienisch und Englisch" zu sprechen. Als der Rapid-Star Hoffer seine Koffer packte um am Fuße des Vesuv das Fußballspielen zu lernen, reiste er mit Standardfloskeln wie "auf dem Platz spricht man eine eigene Sprache", oder "Fußballer verständigen sich eben anders" an. Atalanta Bergamo-Legionär György Garics meinte dazu: "Man muss sich integrieren, unter den Menschen und auch in der Kabine, Gespräche mit den Kollegen suchen. Wenn ein Ausländer in die österreichische Liga kommt und nach einem halben Jahr kein Deutsch spricht, wird er dadurch sicher nicht sympathischer". 

Alles auf die Sprachbarriere abzuwälzen, wäre aber auch zu simpel. Ein sportlicher Fehlstart, die Entlassung von Trainer Donadoni und schon stand Hoffer im Abseits. "Man muss schauen, wo gehe ich hin, welche Möglichkeiten habe ich dort und warum gehe ich dorthin? Wenn mich zum Beispiel Inter Mailand will, gehe ich dort nicht hin, nicht einmal für viele Millionen, weil ich genau weiß, dass ich dort nur spiele, wenn Maicon einen Kreuzbandriss hat ", gibt sich Teamspieler Garics realistisch.

Hoffers einstiger Sturmpartner Stefan Maierhofer heuerte in Wolverhampton an. Anders als der 22-jährige Hoffer sammelte der fünf Jahre ältere Maierhofer in Deutschland bereits Auslandserfahrung. Was das einstige Angriffspaar des SK Rapid wieder vereint, derzeit haben beide kein Leiberl und klammern sich an Kampfparolen und Ehrgeiz-Gelübde.

In der Versenkung

Einer, der sich seine Zukunft wohl auch anders vorgestellt hat, ist der Ex-Sturm-Spieler Marko Stankovic, der nach einer auffälligen Zeit in Graz mit Triestina quasi in der italienischen Serie B-Versenkung verschwunden ist. Was nützt es dem gebürtigen Kremser, dass er sich im Ausland persönlich weiterentwickelt hat, wenn er ballesterisch stagniert und so weder seinen Marktwert erhöhen, noch sich für einen stärkeren Verein empfehlen kann?

Einen Wechsel, der sich auszahlen sollte, hat Ümit Korkmaz mit dem Gang nach Frankfurt vollzogen. Nach einer längerfristigen Verletzungsmisere fiel der Flügelflitzer einer Systemumstellung zum Opfer und muss nun um seine Zukunft in der Finanzstadt bangen. Ein Lied vom Transfer der zu großen Erwartungen kann vielleicht auch bald Marko Arnautovic singen, der zwar immer noch hofft, bei Inter zum Zug zu kommen, viel wahrscheinlicher aber als Leihspieler zu einem anderen Verein abgeschoben wird. Das Selbstbewusstsein, dass der 20-jährige Österreicher in sich haben muss, um sich bei Italiens Meister mit Spielern wie Samuel Eto'o zu matchen, ist zweifelsfrei bewundernswert. Nicht aber unbedingt förderlich seiner reifenden Stürmer-Karriere.

Vorbild Andi Ivanschitz

Patentrezept für eine erfolgreiche Auslandskarriere gibt es keines. Dafür sind es zu viele Details, die über Erfolg oder erloschene Hoffnungen entscheiden. Wählte der zuhause in Salzburg gebliebene Marc Janko lediglich den einfacheren Weg oder tat der Bulle gut daran, nicht zu früh die österreichischen Wiesen zu verlassen? Wer nichts riskiert und Veränderungen scheut, läuft Gefahr an Ort und Stelle zu stagnieren. Dass es nicht immer beim ersten Mal klappen muss, hat Andreas Ivanschitz bewiesen. Auf Auslands-Frust folgt wieder Fußball-Lust. (hon, sh, derStandard.at, 16. 11. 2009)