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Foto: AP Photo/Toby Talbot

Rehovot - Emotionale Reaktionen beim Wiedererkennen von Gerüchen müssen nicht - wie vielfach vermutet - auf Kindheitserinnerungen zurückgehen. Wissenschafter um Noam Sobel und Dadin Dudai vom Fachbereich Neurobiologie am israelischen Weizmann-Institut in Rehovot haben in Experimenten mit Unterstützung durch Magnetresonanz-Aufnahmen des Gehirns festgestellt, dass vielmehr die Verknüfpung der allerersten Wahrnehmung eines Bilds oder Gegenstands mit einer simultanen Duftempfindung später für die Emotionen sorgt - und das läuft ganz unabhängig vom Alter.

Mehrstufiger Versuch

Dazu haben die Wissenschafter eine Serie von Untersuchungen angestellt. Zuerst mussten Versuchspersonen Bilder von 60 Objekten betrachten, wobei jedes Bild mit einem bestimmten - angenehmen oder auch unangenehmen - Geruch begleitet wurde. Anschließend wurden die Versuchspersonen mittels fMRI-Scanner (für: funktionelle Magnetresonanztomographie) untersucht. Mit diesen Scans lassen sich Hirnaktivitäten messen und lokalisieren. Während der tomographischen Aufnahmen betrachteten die Probanden wieder die Bilder und sollten sich an den Geruch vom vorigen Teil des Experiments erinnern.

Ein zweiter Teil des Versuchs lief mit Bildern, Gerüchen und fMRI genauso ab, nur gab es diesmal zu denselben Bildern jeweils andere Gerüche. Nach einer Woche Wartezeit folgte der dritte Akt: Diesmal gab es gleich die fMRI-Untersuchung, während derer die Probanden wieder die Bilder gezeigt bekamen und angehalten waren, sich an die dazugehörigen Düfte der Vorwoche zu erinnern.

Prägender Erstkontakt

Das Ergebnis: Selbst wenn sich Probanden an beide Gerüche erinnerten, zeigte sich nur beim als ersten wahrgenommenen Geruch eine deutlich erkennbare Gehirnaktivität, und zwar unabhängig davon, ob der Duft angenehm oder unangenehm war. Die Erscheinung zeigte sich in den Hirnregionen Hippocampus und Amygdala. Dabei gilt der Hippocampus als Region, die mit Erinnerung zu tun hat, die Amygdala wird mit Emotionen in Zusammenhang gebracht.

Später wiederholten die israelischen Forscher die Versuche, diesmal wurden anstelle von Gerüchen etwa Geräusche zu den Bildern präsentiert. Dabei blieben die deutlichen Gehirnaktivitäten allerdings aus. Nur die erste Assoziation mit Gerüchen bleibt fest im Gedächtnis.

Dass viele Menschen emotionale Geruchsempfindungen mit Kindheitserinnerungen verbinden, liegt laut den Experten einfach an dem banalen Umstand, dass man in der Kindheit viele Erfahrungen zum ersten Mal macht und diese mit Gerüchen assoziiert werden. Der Mechanismus funktioniert allerdings auch noch später. (APA/red)