In welch verlottertem Zustand Österreichs Politik ist, belegt sie ein ums andere Mal ungefragt und zumeist ungeniert. Bedrohlich wird die Sache aber dann, wenn sie sogar sensible Bereiche - wie eben das Thema "Sicherheit" - an der Skala flapsig herbeigeredeter Gefühle messen will. Dass die FPÖ das tut, ist traurig genug. Dass die beiden Regierungsparteien das erbärmliche Spielchen mitspielen, ist hingegen ein Skandal. Und das Burgenland ist diesbezüglich leider nur ein Beispiel.
Da verlangt die regierende SPÖ eine Verlängerung des Assistenzeinsatzes. Das schwarze Innenministerium will sich dem "nicht verschließen", immerhin belegt ja eine Umfrage, dass die bewaffneten Burschen "das Sicherheitsgefühl" erhöhen. Jetzt will die SPÖ unter gewohntem Hinweis auf personelle Versäumnisse der Innenministerin eine Ausdehnung der gefühlten Sicherheit auf die Landeshauptstadt, Maria Fekter lehnt - vorderhand noch - ab. Zurück bleibt der Fühler und die Fühlerin mit der Frage, ob man sich nun zu fürchten habe oder eher doch nicht gleich.
Das ist im Grunde das Gegenteil von Politik. Nämlich die ins Groteske gesteigerte "Politik der Gefühle" , die Josef Haslinger schon im Jahr 1987 diagnostiziert hat. Und Karl Kraus vor genau 100 Jahren:"Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll: Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwasserleitung. Gemütlich bin ich selber."
Ich verlange von der Sicherheitspolitik faktische Sicherheit. Die gefühlte bespreche ich mit meinem Psychologen. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2009)