Linz - Seit Beginn der Causa Zogaj schienen die Fronten verhärtet, eine Lösung nicht in Sicht. Doch jetzt wurde bekannt, dass im Vorjahr bereits zwei Lösungen im Einvernehmen mit der Familie paktiert waren - beide aber im letzten Moment scheiterten.

Erste Andeutungen diesbezüglich machte dazu der Betreuer der Familie, Pfarrer Josef Friedl, am Sonntag in der ORF-Sendung Im Zentrum. Im Mai 2008 habe der damalige Innenminister Günther Platter (ÖVP) "einen hochrangigen Vermittler eingesetzt, der ein EU-Institut führt" , er selbst sei um Zusammenarbeit gebeten worden, "um eine Lösung zu finden" . Auf Nachfrage präzisierte Friedl dann am Tag nach der ORF-Sendung seine Angaben. Bei dem ominösen Vermittler habe es sich um den Mediator Michael Tomaschek - Leiter der Europäischer Ausbildungsakademie und Obmann des Österreichischen Dachverbands für Coaching - gehandelt. Lösung Nummer eins hätte im Mai 2008 vorgesehen, dass die Mutter Nurie Zogaj in den Kosovo - ihr Mann und vier Kinder waren ja im September 2007 dorthin abgeschoben worden - zurückkehrt.

Streit im Kosovo

"Der Herr Tomaschek war persönlich im Kosovo und hat sogar einen Job für Vater und Mutter in einer Molkerei organisiert. Nurie Zogaj hatte bereits ihre Koffer gepackt, plötzlich war aber alles anders" , erzählt Friedl im STANDARD-Gespräch. Er wisse nur, dass "jemand vom Innenministerium" im Kosovo gewesen sei und es "gekracht hat" . Nähere Hintergründe zu dem Streit kenne er aber nicht. Faktum ist, dass ab diesem Zeitpunkt der Vater der Familie untertauchte. Daraufhin habe Tomaschek einen zweiten Vermittlungsversuch gestartet und es sei zu neuerlichen Verhandlungen mit dem Innenministerium gekommen. "Nurie Zogaj war da psychisch bereits schwer angeschlagen" , so Friedl.

Man habe sich daher "in Absprache mit dem Innenministerium" darauf geeinigt, dass "Nurie und Arigona in Österreich bleiben dürfen und die beiden Jüngsten aus dem Kosovo zurückgeholt werden" , schildert Friedl den zweiten Lösungsversuch. Dieser kippte dann gut zwei Wochen vor der Landtagswahl in Tirol am 8. Juni 2008. "Selbst hochrangige Kabinettsmitglieder im Innenministerium hatten dieser zweiten Lösung bereits zugestimmt, Minister Platter selbst erbat sich aber noch zwei Wochen Bedenkzeit - und lehnte ab" , erzählt Friedl.

Für eine Stellungnahme waren am Montag weder Michael Tomaschek noch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter erreichbar. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD-Printausgabe, 17.11.2009)