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Foto: APA/dpa/Kasper

Die vereinbarte Lohnerhöhung für Metaller ist möglicherweise zu hoch für viele Betriebe – aber im Grunde ein vernünftiger sozialpartnerschaftlicher Kompromiss.

Das es hingegen keinen Fortschritt in Richtung Arbeitszeitflexibilisierung gibt, sondern nur eine vage Zusage für zukünftige Verhandlungen, ist ein großes Manko.

An dieser sind auch die Arbeitgeber Schuld, die das Thema zu einer Zeit aufs Tapet gebracht haben, in der es viel zu sehr nach Lohnkürzung (über den Abbau der Überstunden) riecht. Kein Wunder, dass die Gewerkschaften sofort auf Blockade geschalten haben.

Aber das ändert nichts daran, dass neue Arbeitszeitmodelle mit längeren Durchrechnungszeiträumen für alle Seiten gut wären, solange oder gerade wenn es insgesamt zu keinen Reallohnverlusten kommt

Worum geht es? Derzeit müssen viele Betriebe in Spitzenzeiten zahlreiche Überstunden anordnen, was die Kosten von Zusatzaufträgen dramatisch in die Höhe treibt. Gut so, sagen die Gewerkschaften, denn dadurch erhalten die Arbeitnehmer ein größeres Stück vom Kuchen, wenn die Geschäfte gut laufen.

Aber in der modernen Wirtschaft steigt die Volatilität des Auftragsvolumens. Und Zusatzaufträge sind oft so knapp kalkuliert, dass sie bei einem höheren Einsatz von Überstunden nicht mehr rentabel sind. Immer mehr Unternehmen müssen Aufträge ablehnen, weil sich deren Umsetzung nicht rechnet.

Sollen sie doch mehr Personal anstellen, tönen Gewerkschafter. Aber das geht nicht, wenn die Nachhaltigkeit der Aufträge so unsicher ist – und Kündigungen langwierig und teuer sind.

Große Unternehmen können sich da helfen, indem sie verschiedene Geschäftsfelder verfolgen, die unterschiedliche Zyklen haben. Aber Klein- und Mittelbetriebe bleiben auf der Strecke. Ihre einzige Chance wäre es, Mehrarbeit durch Freizeit in Flautezeiten abgelten zu dürfen.

Wie kann man das durchsetzen, ohne dass die Arbeiter insgesamt mit weniger Geld nach Hause gehen? Am besten durch einen mehrjährigen Plan, in dem die geschätzten Einkommensverluste der gesamten Branche, die durch die längeren Durchrechnungszeiträume (abzüglich einer Bewertung der gewonnenen Freizeit) verursacht werden, nach und nach ausgeglichen werden.

Das bedeutet, dass Unternehmen, die von der Flexibilisierung relativ wenig profitieren, höhere Kosten tragen müssten, während Betriebe mit besonders volatilen Auftragslagen am stärksten gewinnen würden. Auch unter den Arbeitnehmern würden am Ende des Tages manche mit mehr und andere mit weniger Geld aussteigen.

Aber die Aufteilung des Gesamtkuchens würde gleich bleiben – mit dem Unterschied, dass Österreichs Betriebe wettbewerbsfähiger wären und mehr Aufträge annehmen könnten. Das würde der gesamten Wirtschaft zugute kommen.

Vielleicht lässt sich ein solches Modell abseits des Drucks von Lohnverhandlungen doch noch erzielen. Es wäre ein wahrer Triumph für die Sozialpartnerschaft.