Wien - Platz zwei verteidigen und ein Regieren ohne die ÖVP unmöglich machen - das ist die Marschrichtung, welche die neue, geschäftsführende Wiener Landesobfrau Christine Marek in ihren ersten Pressekonferenz für die Volkspartei ausgegeben hat: "Eine Koalition mit der SPÖ ist dabei nicht unbedingt ausgemacht - es ist alles offen." Als Arbeitsschwerpunkte nannte die gestern Gekürte Themen wie Sicherheit, Integration, Bürokratieabbau und Stärkung der Familien: "Es geht darum, das Lebensgefühl in dieser großartigen Stadt zu verbessern."

Eine Koalition mit der FPÖ sei momentan keine Frage: "Aber ich bin lernfähig und ich gehe einmal davon aus: Andere auch." Bei FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache stelle sich allerdings die Frage, ob dieser überhaupt bereit sei, Verantwortung zu übernehmen. Schließlich kandidiere er bei jeder Wahl rechts vom Arlberg.

Mit Seriosität und Stil gegen Strache

Sie wolle jedenfalls im Duell mit Strache und SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl mit Seriosität und Stil punkten. Für ihre Arbeitsweise bevorzuge sie jedenfalls das Wort "Konsequenz" und nicht "Sturheit" wie mancher Kritiker. In jedem Falle gelte die Parole: "Geht nicht gibt's nicht."

Der Grund, weshalb sie sich nach längerem Zögern doch für eine Kandidatur in Wien entschieden hat, sei die ihr entgegenbrachte Stimmung in der Partei gewesen: "Ich bin getragen - das ist eine dermaßen positive Energie." Neuerungen bei den nicht amtsführenden Stadträten oder der Landesgeschäftsführung unter Norbert Walter soll es nicht geben: "Es wäre wenig sinnvoll, hier jetzt Veränderungen vorzunehmen."

Hahn: "Bin und bleibe in Europa"

"Da ich das Feld gut bestellt habe, kann ich entspannt von dannen ziehen", verwies der scheidende Chef und designierte EU-Kommissar Johannes Hahn wehmütige Gefühle auf seine sentimentalen fünf Minuten am Tag: "Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt - ich bin und bleibe in Europa."

In diesem Zusammenhang lobte er den guten Stil, mit dem die Entscheidung für Marek gestern im Vorstand getroffen worden sei und spielte auf die einst für ihre Flügelkämpfe bekannte Vergangenheit der Landespartei an: "Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich der erste Parteiobmann der Wiener ÖVP in der Geschichte bin, der freiwillig abgetreten ist."

Ein Rudiment der Ära "Gio" Hahn in der Wiener ÖVP soll jedenfalls demnächst getilgt werden: Für das derzeit unter dem Titel "Cafe di Gio" firmierende Parteipressezentrum gegenüber dem Rathaus will Marek einen parteiinternen Namenswettbewerb starten. (APA)