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Viel Emotionen und Dramatik im Duell Frankreich vs. Irland

Foto: AP/ Morrison

Wien - Am Mittwoch ertönt in der Qualifikation für die Fußball-WM 2010 der Schlusspfiff. Am Finaltag werden noch sechs Starter für das 32er-Feld ermittelt. In Europa lautet die Formel, die im kommenden Sommer eine lukrative Reise nach Südafrika garantiert, "Vier aus Acht". Als Bankentipp in den Rückspielen der Barrage gelten die Franzosen, die im Stade de France in St. Denis (21.00 Uhr) gegen Irland mit einem 1:0-Vorsprung beginnen.

In den weiteren Partien Ukraine - Griechenland (Hinspiel 0:0, Donezk, 19.00 Uhr MEZ), Slowenien - Russland (1:2, Marburg, 20.45 Uhr) und Bosnien-Herzegowina - Portugal (0:1, Zenica, 20.45 Uhr) ist Spannung angesagt, jeder Ausgang scheint möglich. Seit Einführung der Play-offs 1998 haben sich am Ende alle Teams durchgesetzt, die das Hinspiel gewannen oder in der ersten Partie in der Fremde remisierten.

Auf halbem Weg

Doch auch selbst die Franzosen, die in der Österreich-Gruppe hinter Serbien und vor der seit 1998 auf eine WM-Teilnahme wartende ÖFB-Auswahl Zweiter waren, wähnen sich noch lange nicht am Ziel. "Wir wissen, dass wir erst den halben Weg hinter uns haben. Das Schwerste steht uns noch bevor. Wir taktieren nicht, sondern wollen unbedingt gewinnen. Es zählt für uns nur der Sieg", warnte der für ManUnited tätige Verteidiger Patrice Evra.

Er rüttelte damit seine Kollegen wach und dämpfte im Land die allgemeine Europhorie, die das Goldtor von Nicolas Anelka in Dublin ausgelöst hat. Die Equipe Tricolore ist in Quali-Heimspielen seit zehn Jahren (2:3 gegen Russland) unbesiegt. Brisanz spielt am Mittwoch sicher mit, weil über 20.000 irische Fans erwartet werden und die Männer von der Insel ihren ersten Erfolg auf französischem Boden realisieren wollen.

Die Gäste sind heiß. Auch deshalb, weil Keith Andrews in den Medien behauptete, beim Abgang am Samstag von Lassana Diarra attackiert worden zu sein. "Es war nichts, ich habe ihm auch nichts gesagt, die Iren waren frustriert, sonst nichts", verteidigte sich der französische Mittelfeldspieler. Die Gäste haben seit 1988 (1:0 in Schottland), als sie sich erstmals für eine EM qualifizierten, kein in der Weltrangliste höher eingestuftes Team in der Ausscheidung auswärts bezwungen.

Trapattoni sieht 50:50-Chance

Aber sie haben zuletzt in der Gruppe mit Ausnahme in Montenegro (0:0) immerhin in jedem Auswärtsspiel (u.a. 1:1 gegen Weltmeister Italien) zumindest ein Tor erzielt. "Wir sind auch auswärts für Treffer gut, auch wenn wir insgesamt nicht so viele erzielt haben wie die Franzosen (18:9 Anm.)", meinte der frühere Salzburger Bullen-Coach Giovanni Trapattoni, der von einer 50:50-Chance sprach. "Es ist noch nicht vorbei. Alles kann passieren, ich habe schon viele überraschende Resultate miterlebt. Wir müssen die Abwehrschwächen der Franzosen nützen", sagte der Italiener.

Sein deutscher Kollege Otto Rehhagel, der die Griechen seit 2001 dirigiert und 2004 zum EM-Titel führte, möchte sich "die Belohnung eines weiten Weges" abholen und zur WM-Endrunde fahren. Es wäre ein schönes Jubiläum zu seinem 100. Länderspiel als Hellenen-Coach (51-22-26). Gelingt die Krönung nicht, sehen die Medien den 71-Jährigen bereits als Ex-Teamchef und Insider als neuen Sportdirektor. "Er will unbedingt zur WM, er wird uns zeigen, wie wir das schaffen können", sagte Stürmer Angelos Charisteas.

Statistik spricht für Ukraine

Die Statistik (2-1-1) spricht jedoch für die Ukrainer, die auf dem Weg zur ihrer ersten WM-Teilnahme (2006) in Griechenland 1:0 siegten und dann daheim 1:1 spielten. Die Osteuropäer um Kapitän Andrej Schewtschenko wittern ihre neuerliche Chance. "Wollen wir nach Südafrika, müssen wir gegen die solide Abwehr der Griechen aggressiver und variantenreicher angreifen", beschwor Teamchef Alexej Michailitschenko in den vergangenen Tagen im Training immer wieder seinen Schützlinge, von denen Anatoli Tymoschtschuk behauptete: "Wir spüren, dass wir gewinnen werden."

Serbien, Kroatien und Slowenien haben schon an einer Fußball-WM teilgenommen. Nun möchte es mit Bosnien-Herzegowina 14 Jahre nach dem verheerenden Bürgerkrieg ein viertes Land des ehemaligen Jugoslawien schaffen, erstmals in einem großen Turnier mitzuspielen. Dazu müssten die "Drachen" (Zmajevi), die beim 0:1 in Lissabon dreimal Aluminium trafen, allerdings zumindest zwei Tore erzielen.

Blazevic Bosniens Erfolgsgarant

"Portugal ist sicher Favorit, unsere Chancen liegen bei 40 Prozent", sagte Haris Skoro, der wie seine Mitstreiter im Hexenkessel des Bilino-Polje-Stadions in Zenica auf die eigene Heimstärke hofft. Dass die Bosnier so weit kamen, schreiben viele ihrem 74-jährigen Teamchef Miroslav Blazevic zu.

"Er hat für Konstanz gesorgt, zeigt Temperament und verfügt über Routine", charakterisierte der Schweiz-Legionär Skoro den Kroaten, der im Gegensatz zu dem Salzburger Admir Vladavic den Grazer Samir Muratovic nicht zur Verfügung hat. Der Sturm-Mann spielte in Lissabon bis zur 87. Minute, sah aber gelb und ist daher gesperrt.

Portugal erwartet "die Hölle auf Erden"

Die Portugiesen zittern vor dem Außenseiter. "Das wird die Hölle auf Erden", schrieb das Sportblatt "A Bola" und zitierte Blazevic mit dem Satz: "Wir werden wie ausgehungerte Wölfe attackieren!" Einen Vorgeschmack auf die angeheizte Stimmung im Lande bekamen die Gäste bei der Ankunft in Sarajevo.

Dutzende Fans beschimpften, bespuckten und bedrohten auf dem Flughafen die Truppe vom Chelsea-Star Deco und Werder-Stürmer Hugo Almeida. Die Iberer wollen bei der FIFA Protest einlegen, weil die bosnische Polizei am Montagabend tatenlos zugeschaut haben soll.

"Das wird alles andere als leicht", fürchtet sogar Real Madrids eisenharter Profi Pepe angesichts der Tatsache, dass die Hausherren den Psychokrieg gegen die verunsicherten Gäste intensivierten. Blazevic kündigte an: "Wir werden von Anfang an so viel Druck machen, dass die Portugiesen aus dem Staunen nicht herauskommen werden". Zenica werde "brennen" und Bosnien erstmals zur WM fahren.

Die Portugiesen, die neuerlich auf ihren am Knöchel verletzten Superstar Cristiano Ronaldo auskommen müssen, versuchten, kühlen Kopf zu bewahren. "Wir dürfen vom Start weg nicht aufs Verteidigen konzentrieren, sondern müssen unser Spiel aufziehen und wenn möglich scoren", verriet Abwehrchef Ricardo Carvalho die Marschroute der Gäste. Im Ballbesitz müsse von der ersten Minuten angegriffen werden und "wenn es nach 80 Minuten 0:0 steht, wissen wir, dass wir hinten konzentriert und gut sein müssen."

Slowenien hat "alle Chancen"

In Marburg haben Slowenien und Russland die zweite bzw. zehnte WM-Teilnahme im Fokus, wobei das Auswärtstor des Außenseiters von Nejc Pecnik kurz vor dem Ende zum 1:2 in Moskau noch Goldes wert sein könnte. "Dieses Resultat ließ uns alle Chancen", glaubt Sloweniens Teamchef Matjaz Kez, der einst für den GAK und SV Spittal/Drau gespielt hat und nun vor seinem größten Erfolg als Trainer steht.

Die Russen hatten es im Hinspiel versäumt, aus ihren vielen Möglichkeiten eine höhere Führung herauszuspielen, fuhren aber dennoch optimistisch zum Rückspiel. "Wir sind in Marburg in der Lage und verfügen über die Qualität, um auch dort zu siegen und uns die WM-Fahrkarte zu sichern", sagte der zuversichtliche Teamchef Guus Hiddink, der seit Sonntag 63 Jahre alt ist. Der Niederländer ist ein Garant für WM-Teilnahmen. Er führte seine Heimat (1998), Australien 2006 und Südkorea 2002 zur Endrunde. (APA/Reuters/AFP)