Wien - Die Filmwirtschaft hat die Entwürfe zum neuen ORF-Gesetz mit großer Erleichterung aufgenommen. Mit der Festschreibung des Film/Fernseh-Abkommens auf 5,9 Millionen Euro jährlich, die der ORF zur Mitfinanzierung von Kinofilmen bereitstellen muss, sollte es gelingen, Standortsicherung für den heimischen Film zu betreiben, so der Fachverband der Audiovisions- und Filmindustrie heute, Dienstag, in einer Aussendung. "Abwartend" gibt sich dagegen der Chefdirigent des Radio Symphonieorchesters (RSO), Bertrand de Billy. Er sei noch nicht offiziell über die Inhalte des neuen ORF-Gesetzes informiert worden, sagte er im APA-Gespräch. In den Jubel um eine etwaige "Rettung des RSO" will er noch nicht einstimmen.

"Nach dem, was ich in den Medien lese, bleibt es beim Status Quo, der bis 2013 gelten soll, mehr nicht", so de Billy. Das heiße, die Probleme auf 2013 zu verschieben. "Aber man versucht, darum großen Jubel zu machen. Vielleicht ist es ein guter Schritt, ich weiß es nicht. Im Moment fühle ich eine gewisse Skepsis, aber sonst ich bin der erste, der sich freut." Freude herrschte am Tag nach der Verkündung der Einigung jedenfalls bei Kulturministerin Claudia Schmied (S), die vor allem die gesetzliche Absicherung des Film/Fernseh-Abkommens und des RSO als "zentralen kulturpolitischen Schritt" betrachtet. Auch der kontinuierliche Ausbau von Eigenproduktionen sei "ein wichtiges Signal".

Kulturauftrag im ORF erkannt

Für FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner scheinen "die beiden Regierungsparteien erkannt zu haben, wie wichtig der Kulturauftrag im ORF ist". Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der dem Ruf eines Kulturlandes gerecht werden solle, müsse neben Ö1 auch im Fernsehen dafür Sorge tragen, dass heimische Kulturproduktionen gezeigt würden, so Unterreiner. Für den Fachverband drückt die Regierung "nachhaltig ihr Verantwortungsbewusstsein für alle Menschen in diesem Lande aus, vor allem für den Konsumenten aber auch für Kreative und Produzenten".

Was das RSO betrifft, ist Unterreiner schon skeptischer. Da müsse man sich anschauen, wie die tatsächliche Formulierung des ORF-Gesetzes ausschauen wird. Ähnlich sieht das de Billy: "Man müsse sich auch fragen, welches RSO gerettet sein soll", so der Dirigent, der am 1. September 2010 von Cornelius Meister in seiner Funktion abgelöst wird. Bedeute die nunmehrige Einigung, "dass man doch jene acht Stellen, die derzeit nicht nachbesetzt sind, füllen kann?", fragt de Billy. Dass das RSO derzeit keine neuen Musiker anstellen darf (darunter die "wichtige Solostelle", deren Inhaber einen "Golden Handshake" angenommen habe), sei eine "Katastrophe für uns". Sollten diese Stellen nun nachbesetzt werden, sieht de Billy "ein gutes Zeichen."

Im Bereich der Orchestermusik sei 2013 jedenfalls "quasi in 10 Minuten", so de Billy in Hinblick auf die langen Planungszeiträume. So gebe es schon Pläne de Billys im Theater an der Wien über 2013 hinaus. Der Dirigent wünscht sich die dauerhafte Rettung des RSO "mehr als alles andere, aber ich möchte genau wissen: was ist gerettet? Das RSO in vollem Umfang?" ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz habe anfangs gegenüber de Billy sogar eine etwaige Vergrößerung des Klangkörpers avisiert. "Wir sterben nicht. Aber jetzt sind wir schon beim Jubeln über den Erhalt des Orchesters." (APA)