Zehn Jahre lang hat Michael Häupl, der Wiener SP-Bürgermeister, mit absoluter Mehrheit regiert. Doch nun, in den letzten Monaten vor der nächsten Landtagswahl, präsentiert sich der starke Mann entscheidungsschwach wie nie zuvor: Er kündigte an, das Volk befragen und die Ergebnisse tatsächlich anerkennen zu wollen.

Bis zu sechs Fragen will er den Bürgern stellen. Was er wissen will, weiß er allerdings noch nicht so genau. Lediglich zwei Fragen sind ihm eingefallen - die wohl wichtigsten in einer Großstadt, in der die Probleme aufgrund vernachlässigter Integrationspolitik unübersehbar sind: ob es wieder Hausmeister geben und ob die U-Bahn am Wochenende auch nachts fahren soll.

Bleiben also noch vier Fragen. Sie könnten doch folgendermaßen lauten:

Soll die Wahlordnung abgeändert werden, da es ja nicht korrekt ist, mit absoluter Mehrheit zu regieren, wenn man nur eine relative Mehrheit an Stimmen erhalten hat? Damit wir die Kultur nicht vergessen: Soll das Udo-Jürgens-Musical, das in Hamburg große Gewinne abwirft, in Wien tatsächlich hoch subventioniert werden? Sollen die Gehälter der Kulturmanager endlich offengelegt werden? Und schließlich: Soll es gestattet sein, Steuergeld für eine lächerliche Volksbefragung zu verwenden, wenn immer mehr Menschen unter der Armutsgrenze leben? (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 18.11.2009)