Die Aufsichtsratssitzung der Kärntner Hypo Group Alpe Adria am Montag in München war nur der Prolog, nun folgt das Stück: der Kampf darum, wer die dringend benötigte Geldspritze von mindestens 1,5 Mrd. Euro (gerüchtehalber könnten es zwei Mrd. werden) für die Hypo Group befüllt. Denn das wurde in München nur andiskutiert. Die Aktionäre BayernLB, Land Kärnten und Grawe sind nur mit dem Versprechen, Modelle zu erarbeiten, auseinander gegangen.

Wie berichtet wurde der Aufsichtsrat unter Bayern-LB-Chef Michael Kemmer über den Wertberichtigungsbedarf informiert. Der liegt bei bis zu 1,4 Mrd. Euro und ergibt sich hauptsächlich aus Kredit- und Leasinggeschäften in Südosteuropa, der Ukraine und Cross-Border-Geschäften, die die Österreich-Tochter gemacht hat. Zudem dürften die Kärntner inBulgarien Betrügern aufgesessen sein, was mit an die 150 Mio. Euro zu Buche schlagen könnte - Details über den Umgang des Vorstands mit Fällen wie diesem werden in der Aufsichtsratssitzung am 10. Dezember erörtert.

Tags darauf müssen schon Nägel mit Köpfen gemacht werden, da findet die Hauptversammlung statt, in der die Kapitalerhöhung beschlossen wird.

Die Bayern drängen darauf, dass die Österreicher ihren Teil tragen (also mindestens rund 500 Mio. Euro), eine Forderung, die auch aus der bayerischen Politik kommt. Grawe und Land zieren sich freilich - und ziehen sich damit den Unmut der Republik zu, die bereits Ende des Vorjahres 900 Mio. Euro Partizipationskapital locker gemacht hatte. Damals haben die Bayern die Kärntner Tochter mit 700 Mio. Euro gestützt. Finanzminister Josef Pröll, auch inRichtung Klagenfurt und Graz: "Wir erwarten uns einen Beitrag von allenEigentümern." In Kärntner Regierungskreisen ist aber schon zu hören, dass man mit einer Teilverstaatlichung rechnet. Das Land könne maximal mit Garantien einspringen.

Die Kärntner berufen sich bei ihrer Einschussunlust auf ihre günstigen Verträge mit den Bayern. Laut selbigen haben sie keine Nachschusspflicht, aber jede Menge Rechte - auch wenn sie sich weiter verwässern lassen. Am Papier zumindest könnten sie darauf bestehen, dass die Hypo-Zentrale "in ihrer jetzigen Form" in Klagenfurt erhalten bleibt. Und selbst wenn das Land keine Aktie mehr hält, hat der Kommissär des Landes(derzeit:Finanzreferent Harald Dobernig) ein Anwesenheitsrecht im Aufsichtsrat, weil ja bis 2017 noch die Landeshaftung für ein Volumen von 18 Mrd. Euro gilt.

Die Absetzbewegungen der Kärntner von ihrer kranken Bank und ihrer nervösen Münchner Mutter werden immer deutlicher. Die Manager der BayernLB hätten gewusst, was sie kaufen, übten seit zwei Jahren die "unternehmerische Führerschaft" der Bank aus, "wenn wir jetzt zu Einzahlungen verdonnert werden, hätten wir ja gar nicht verkaufen müssen", heißt es in regierungsnahen Kreisen. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2009)