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Die einen tauchen aus dem Nebel auf, die anderen verschwinden gerade darin. Einige Banken scheinen die Krise zu überwinden, andere dürften ihre Eigenständigkeit verlieren.

Foto: APA; Montage: Otto Beigelbeck

Österreichs Bankenlandschaft ist auf dem besten Weg zur Zweiklassengesellschaft. Während bei den drei großen Instituten Bank Austria, Erste Group und Raiffeisen mehr oder weniger deutliche Signale der Entspannung vernehmbar sind, steht das Schicksal von Volksbanken, Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit und Bawag in den Sternen. Selbst wenn die Underdogs die Krise überstehen sollten, wird an ihrer weiteren Eigenständigkeit gezweifelt.

Zurück zu den Klassenbesten: Erste Bank überzeugte am Dienstag mit einer privat platzierten Kapitalerhöhung im Volumen von 1,74 Milliarden Euro, die ohne den international üblichen Preisabschlag für die Geldbeschaffung via Ausgabe junger Aktien über die Bühne ging. Sogar zwei Milliarden Euro erhält die Bank Austria - und zwar von ihrer Mutter UniCredit, die dafür ebenfalls den Kapitalmarkt anzapfen will. Auf staatliche Hilfe hat die Mailänder Gruppe samt ihrer von Wien aus operierenden Tochter und Marktführerin in Osteuropa verzichtet.

Die Raiffeisen Zentralbank wiederum leitete 1,75 Milliarden an Staatskapital großteils an ihre Ost-Tochter Raiffeisen International weiter und verhinderte damit gröbere Sogwirkungen.

Alles paletti bei den Big Three? Nicht ganz, denn die Situation dürfte angespannt bleiben. Die Pleitewelle dürfte weder in Österreich noch in Osteuropa ihren Höhepunkt erreicht haben, weshalb Marion Swoboda-Brachvogel vom Analysehaus Chevreux "keinen Trend niedrigerer Vorsorgen" erkennen kann. Selbst wenn sich die Situation der Unternehmen verbessern sollte, werde die steigende Arbeitslosigkeit zu mehr Ausfällen privater Kunden führen.

Dazu kommt das bilanzielle Problem der krisenbedingt sinkenden Bonität von Kreditnehmern. Das zwingt die Institute, jeden verliehenen Euro mit mehr Eigenkapital zu unterlegen. Die Finanzmarktaufsicht bereits zugesagt, zwei Augen zuzudrücken und für die Einstufung der Kreditwürdigkeit einen längeren Zeitraum von fünf Jahren zu gewähren. Abrupte Rückstufungen der Klientel werden dadurch geglättet.

Schlummernde Risiken

Eindringlich gewarnt vor den schlummernden Bankenrisiken in Zentral- und Osteuropa haben am Dienstag der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Bank für Wiederaufbau (EBRD). Eine Vielzahl von faulen Krediten würden von den in der Region tätigen Banken wider besseres Wissen in den Bilanzen nicht abgeschrieben, sagte IWF-Ökonom Christoph Rosenberg. "Die Kredite werden immer wieder gestreckt. Das muss bereinigt werden", fordert er.

Im Gegensatz zu Europa seien Bankenverluste in den USA zu einem weit höheren Grad abgeschrieben worden. "Die nationalen Regulierungsbehörden in Europa sollten sich das ansehen." Erik Berglof, Chefökonom der EBRD, erwartet für Anfang 2010 eine Zunahme der faulen Kredite, weil dann viele der Moratorien ausliefen. Besonders betroffen seien die Ukraine, Russland und Kasachstan.

Für Bauchweh sorgen auch die hohen Preise, die für Übernahmen in Osteuropa gezahlt wurden. Diese Summen stehen als Firmenwerte in den Bilanzen und mussten schon berichtigt werden. Weitere Abschreibungen, insbesondere in Rumänien und der Ukraine, würden die jüngsten Verbesserungen bei der Eigenkapitalausstattung wieder teilweise zunichte machen.

Die Kapitalisierung wird mittelfristig knapper, weil verschiedene, in Österreich verbreitete Kapitalformen wie Genuss- oder Partizipationsscheine international ins Gerede kommen. Das Basel-Komitee - ein Ausschuss bestehend aus Notenbankern und Finanzmarktaufsehern - will nur noch Stammkapital voll anerkennen. Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) haben dem grundsätzlich schon zugestimmt.

Und da wäre noch die unter schärferen Konditionen leidende Aufnahme von langfristigem Fremdkapital, die der Kreditapparat über die Begebung von Anleihen bewerkstelligt. Laut einer Berechnung der Ratingagentur Moody's laufen in den nächsten fünf Jahren Bonds heimischer Banken im Volumen von 170 Milliarden Euro aus, die bedient werden müssen. Das kleine Österreich kommt damit fast auf die Summe Japans und den neunfachen Wert Belgiens. Positiv vermerkt Moody's, dass Österreich zu jenen Ländern zählt, deren Geldinstitute über eine langfristige Refinanzierung mit Laufzeiten von durchschnittlich rund acht Jahren verfügen.  (Andreas Schnauder, András Szigetvari, DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2009)