Charles Darwins Über den Ursprung der Arten gilt als das wichtigste Buch in der Geschichte der Biologie. Entsprechend zahlreich sind die Mythen und Halbwahrheiten, die über On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life, so der Titel der ersten englischen Auflage, kursieren, die vor ziemlich genau 150 Jahren, am 24. November 1859 erschien.

Dass etwa religiöse Skrupel Darwin mehr als 20 Jahre lang davon abhielten, seine Theorie zu publizieren, gilt mittlerweile als historiografisches Konstrukt. Der Mann hatte schlicht zu viele andere Projekte und war zudem noch Perfektionist.

Heute gilt Darwin als jemand, der behauptete, Mensch und Affen haben die gleichen Vorfahren. In seinem Hauptwerk findet sich dafür bestenfalls ein kryptischer Hinweis. Auch die Wappentiere der Evolution, die Galapagosfinken werden im "Ursprung" mit keinem Wort erwähnt. Der Ausdruck "Survival of the Fittest" stammt gar nicht von Darwin, er übernahm diesen für die fünfte Auflage vom Sozialphilosophen Herbert Spencer. Das Wort "Evolution" benutzt Darwin selbst erstmals in der sechsten Auflage von 1872.

Darwin war auch keineswegs der erste Naturforscher, der eine Evolutionstheorie postulierte. Die Idee von der Veränderlichkeit der Arten wurde bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts breit diskutiert, vor allem die Theorie des französischen Biologen Jean-Baptiste Lamarck.

Und: An sich müsste man korrekterweise von Darwins Evolutionstheorien sprechen. Für den Biologen Ernst Mayr sind es genau fünf: 1. sind alle Arten veränderlich, 2. haben sie einen gemeinsamen Ursprung, 3. ist Evolution ein Prozess kleinster Veränderungen, also keineswegs sprunghaft, 4. spalten sich Arten in neue auf und 5. wird dieser Prozess von der natürlichen Selektion bestimmt. (hoco/DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2009)