Social-Media-Plattformen sind trotz ihres Booms nicht vor schmerzlichen Misserfolgen gefeit. Das zeigt sich aktuell am Beispiel der britischen Plattform Bebo, die ihre Mitarbeiterzahl drastisch kürzen und Pläne rund um ihr Web-TV-Angebot auf Eis legen wird. Wie der Guardian berichtet, wird Bebo sowohl bei seinem britischen Büro als auch in den USA und Australien Einschnitte vornehmen.

Die Kürzungen erfolgen im Zuge von Einsparungsmaßnahmen des Mutterkonzerns AOL. In Großbritannien beschäftigt Bebo derzeit rund 20 Mitarbeiter, die Zahl soll auf ein Minimum reduziert werden. Bestehende Web-TV-Angebote sollen jedenfalls noch bis Jahresende aufrecht bleiben.

Fehlende Business-Modelle

"Ein mangelhaftes Business- bzw. Earning-Modell macht über die Zeit auch vor einer an sich boomenden Branche nicht Halt. In der Vergangenheit wurde von vielen Plattformen viel zu sehr Wert auf die Mitgliedergewinnung gelegt, als auf die Entwicklung eines funktionierenden Geschäftsmodells", erklärt Markus Hübner, Geschäftsführer von Brandflow, die grundlegenden Probleme vieler Social-Media-Unternehmen.

AOL wurde bereits beim Kauf von Bebo für 850 Mio. Dollar für den hohen Preis kritisiert. Nun hat der Konzern eingeräumt, dass die Seite nur dann gewinnbringend arbeiten könne, wenn das Geschäft neu ausgerichtet werde. Daher wird neben dem Stellenabbau auch bei der Produktion des Web-TV-Angebots zurückgerudert. Möglicherweise werde das Unternehmen die Pläne dazu irgendwann wieder aufnehmen, so AOL. Doch allein durch die extrem gekürzte Mitarbeiterzahl stehe das derzeit nicht im Fokus.

MySpace als Konsolidierungsopfer

Laut Hübner zeichnet sich auch eine Konsolidierung im Social-Media-Bereich ab, was gut am Beispiel MySpace zu sehen sei. "Vor allem MySpace-User wandern verstärkt ab und Facebook kristallisiert sich zunehmend als das zentrale Social Network heraus", so Hübner.

Davon abgesehen sieht der Branchenkenner auch generelle Erfolgsrisiken für die sozialen Medien im Web, von denen alle Angebote gleichermaßen betroffen sein können. Dazu zählen unter anderem die Themen Privatsphäre und Datenschutz sowie das Problem der "sozialen Publishing Mania" - Leute, die sich mit aller Macht ins digitale Rampenlicht stellen und dafür alles tun würden.

"Auch dem Punkt Identitätsdiebstahl ist Bedeutung zu schenken. Es gibt zwar verschiedene Entwicklungen - Stichwort digitale Signatur - die hoffentlich bald flächendeckend Einzug finden", so Hübner. Doch derzeit sei es noch kinderleicht ein Nutzerprofil zu fälschen und unter dessen Namen aufzutreten. (pte)