Leser Stephan S. schreibt zu der Glosse über Familienhunde: "Ihre Glosse beschuldigt alle Eltern, die Hunde haben, auch wenn niemals irgendwo ein Vorfall war, auch wenn der Hund bestens erzogen ist, ihre Kinder einer riesigen Gefahr auszusetzen."

Na gut, dann sehen wir uns die (keineswegs vollständige) Liste der schweren Vorfälle der letzten Jahre an. 2009: Am 13. 11. wurde gemeldet, dass ein einjähriges Mädchen im Waldviertel vom Familien-Rottweiler totgebissen wurde. 6. 10.: Ein Dreijähriger wurde von einem entlaufenen Mischlingsrüden attackiert und schwer am Arm verletzt.

8. 9.: Drei der fünf (!) Pitbulls einer Frau im Bezirk Lilienfeld fielen die dreijährige Tochter der Lebensgefährtin des Sohnes an und bissen ihr u. a. ein Ohr ab. 19. 8.: ein dreijähriges Kind wurde in Kötschach-Mauthen von einem angeleinten Schäferrüden ins Gesicht gebissen.

4. 8.: Ein fünfjähriger Bub eines französischen Touristenehepaares wollte in Tirol einen Sennenhund streicheln und wurde ins Gesicht gebissen. 7. 6.: ein Siebenjähriger wurde bei Graz bei einer Familienfeier von einem Hund ins Gesicht gebissen. 22. 4.: Ein 13 Jahre alter Bub wurde in Kärnten (Treffen) von einem streunenden Hund angefallen. 12. 3.: Ein dreijähriger Bub aus Enns wurde beim Spielen mit einer Hündin ins Gesicht gebissen. 23. 2.: In Leibnitz wurde ein dreijähriges Mädchen vom Jagdhund des Großvaters ins Gesicht gebissen. 13. 2.: Ein Rottweiler griff in Leibnitz die fünfköpfige Nachbarsfamilie an und hat sie zum Teil schwer verletzt. Alle drei Kinder wurden gebissen.

Für 2008 liegen keine halbwegs vollständigen Werte vor. Sehr wohl jedoch für 2007. 26. 12.: beim Spielen wurde ein Neunjähriger von den beiden Schäferhunden eines stark alkoholisierten 71-Jährigen angefallen und schwer verletzt.

In Innsbruck wurde am 30. 10. eine Dreijährige beim Spazierengehen von einem Schäferhund angefallen und ins Gesicht gebissen. 14. 10: In Podersdorf, Burgenland, wurde ein fünfjähriges Mädchen von einem Dogge-Dobermann-Mischling schwer im Gesicht verletzt. Der Hundebesitzer sagte, das Kind müsse mit seinem Gesicht am Fang des Hundes "hängengeblieben" sein.

19. 9.: Mehrere Stunden operiert musste ein fünfjähriges Mädchen im Mühlkreis werden, dem ein russischer Hirtenhund mit dem Gebiss den Schädelknochen geknackt hatte. 21. 8.: In Gleisdorf wurde ein siebenjähriger Bub vom Mischling der Großmutter attackiert und erlitt schwere Gesichts- und Augenverletzungen. 7. 6.: In Döllach wurde ein sechsjähriger Bub vom Jagdhund des Großvaters ins Gesicht gebissen. 15. 4.: In Ternitz gingen die beiden Rottweiler eines Pensionisten auf ein 22 Monate altes Mädchen los und bissen es in den Oberschenkel. Und so weiter.

Eine Studie des LKH Graz zusammen mit einem Forschungszentrum für Kinderunfälle kam 2006 zu folgenden Ergebnissen: Es sind gerade Hunde aus dem Bekanntenkreis, die Kinder oft beißen (73 Prozent der Fälle). Jeden Tag werden in Österreich zwei Kinder von einem Hund verletzt.

Wie Leser V., Besitzer von vier Hunden, richtig schreibt, haben sehr viele Besitzer keine Ahnung vom Hundehalten und -verhalten. Die explosionsartige Vermehrung der Hunde (750.000 in Österreich) hat zwangsläufig auch jede Menge an inkompetenten bis verhaltensgestörten Hundehaltern hervorgebracht. Es gibt zu viele und zu viele gefährliche Hunde und Hundehalter. Die Kinder büßen es. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.11.2009)