Wien - Die Ludwig Boltzmann-Gesellschaft (LBG) hat drei neue Boltzmann-Institute in Wien, Graz und Innsbruck genehmigt. Wie die LBG am Dienstag in einer Aussendung mitteilte, widmen sich die neuen Einrichtungen den Themen Lungengefäßforschung, Neulateinische Studien und Virtuelle Archäologie. Sie werden in den nächsten sieben Jahren mit insgesamt 18 Millionen Euro gefördert.

Das an der Medizinischen Universität Graz angesiedelte LB-Institut für Lungengefäßforschung soll durch einfache und schonende Verfahren eine frühere Diagnose für Lungenhochdruck ermöglichen. Durch gezielte Medikamentenentwicklung wollen die Wissenschafter um Leiterin Andrea Olschewski neue Standards setzen, um die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten und die Lebenserwartung zu verbessern. Neben der Med-Uni Graz sind an dem Institut die Akademie der Wissenschaften und die Pharmafirmen Bayer und NebuTec beteiligt.

Das LB-Institut für Neulateinische Studien wird an der Universität Innsbruck eingerichtet. Es soll sich der bisher unzulänglich erforschten lateinischen Literatur seit der Renaissance widmen, die Politik und Religion wesentlich beeinflusst und zur Entstehung des modernen Europa beigetragen habe, wie es in der Aussendung heißt. Konkret geht es dabei etwa um die Erforschung des lateinischen Ordensdramas des 18. Jahrhunderts oder die Überprüfung der Rolle der lateinischen Literatur für die Identität des Habsburgerreiches. Partner des von Stefan Tilg geleiteten Instituts sind die Universität Freiburg, das Pontificio Comitato di Scienze Storiche im Vatikan und die Österreichische Nationalbibliothek.

Das LB-Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien will effiziente Techniken für die zerstörungsfreie Auffindung, Dokumentation und Visualisierung des archäologischen kulturellen Erbes entwickeln. Dazu sollen etwa Scanner in Flugzeugen mit neuen Magnetometer- und Radarsystemen am Boden kombiniert werden, die Spuren von im Boden verborgenen archäologischen Fundstellen exakt erfassen und am Bildschirm sichtbar machen können. Diese neuen Technologien sollen auch in großflächigen Feldstudien in Niederösterreich, Großbritannien, Schweden, Deutschland und Norwegen erprobt werden. Partner des vom Archäologen Wolfgang Neubauer geleiteten Instituts sind u.a. die Uni Wien, die Uni Birmingham, das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz, das Swedish National Heritage Board oder das Norwegian Institute for Cultural Heritage.

47 Bewerber

Im Rahmen der aktuellen Ausschreibungsrunde sind 47 Anträge auf Gründung eines LB-Instituts eingegangen. Eine Jury hat die Einrichtung von sechs Instituten empfohlen, aufgrund der budgetären Situation können aber nur drei Einrichtungen gefördert werden. In der LBG sei man bemüht, auch die drei anderen von der Jury empfohlenen Institute zu ermöglichen, heißt es in der Aussendung.

Die 1961 gegründete Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine private Trägerorganisation für Forschungseinrichtungen und befasst sich mit medizinischen sowie geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen. Mit den neuen Einrichtungen erhöht sich die Zahl der LB-Institute auf 23, dazu kommen noch acht LB-Cluster. (APA)