Linz - Die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Mauthausen in Oberösterreich soll in den kommenden Jahren in eine "Gedenklandschaft" eingebettet werden, die das räumliche Ausmaß der ehemaligen Vernichtungsmaschinerie besser zeigt. Denn die heutige Anlage ist nur ein kleiner Rest des ursprünglichen Lagerkomplexes. Federführend bei der Erstellung des Konzeptes war Barbara Schätz, Leiterin der Abteilung für Gedenkstätten und Kriegsgräberfürsorge im Innenministerium.

Einiges ging verloren

Nachdem das KZ 1945 von amerikanischen Soldaten befreit worden war, sahen nur wenige darin einen Ort des Gedenkens. Die notleidende ansässige Bevölkerung nutzte das Areal als Materiallager für den Wiederaufbau. Die Alliierten betrachteten die Anlagen als Tatort des NS-Terrors und zerstörten manches. So sprengten etwa die Sowjets Teile der unterirdischen Flugzeugproduktion "Bergkristall" in St. Georgen. Das ehemalige Sanitätslager wurde von der US-Army niedergebrannt, um Seuchen zu unterbinden.

Die Grenzen der heutigen KZ-Gedenkstätte Mauthausen wurden zwischen 1947 und 1949 festgelegt, der berüchtigte Steinbruch erst in den 50er Jahren integriert. Zahlreiche Grundstücke wie beispielsweise das Zeltlager und das Lager III, das 2009 von der Republik erworben wurde, gingen zurück an ihre ursprünglichen Besitzer und sind heute nicht mehr als Teil des Komplexes zu erkennen. Auch Aschenhalde und Erschießungsstätte blieben außerhalb der Gedenkstätte.

Sichtbarmachung

Dass zwischen 1938 und 1945 rund 200.000 Menschen in dem Lagerkomplex gefangen gehalten und 100.000 von ihnen ermordet wurden, ist für viele Besucher angesichts der eher geringen Größe der Gedenkstätte schwer fassbar. Nicht selten ernten Lehrer zweifelnde Blicke von ihren Schülern. Denn was heute unter "KZ Mauthausen" bekannt ist, war in Wirklichkeit ein ganzes Netzwerk von Lagern. Von den mehr als 84.000 Häftlingen, die im März 1945 angetroffen wurden, befanden sich 65.000 im Zweiglager Gusen oder einem der rund 40 Außenlager.

Nicht zuletzt deshalb ist das Sichtbarmachen der ursprünglichen Lagergrenzen ein wichtiges Anliegen bei der Neugestaltung. Dabei will man auf jede Art der Rekonstruktion verzichten, sondern durch "zurückhaltende landschaftsgestalterische Maßnahmen" die damaligen Ausmaße lesbar machen. Ein Gestaltungswettbewerb dafür ist geplant.

Eine Sonderstellung in dem gesamten System hat Gusen. Allein dort waren 36.000 Tote zu beklagen. Trotzdem sei der Ort bisher lediglich eine "inoffizielle Gedenkstätte" gewesen und "lange marginalisiert" worden, so die Autoren des Konzeptes. Neben Mauthausen und Gusen fallen heute auch die Gedenkstätte Melk und der KZ-Friedhof Ebensee in den direkten Verantwortungsbereich der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. (APA)