Social Networks bilden nicht die Wunschvorstellung, sondern die tatsächliche Persönlichkeit ihrer Nutzer ab. Zu diesem Schluss kommen Psychologen der Universitäten Mainz und Münster in der Fachzeitschrift "Psychological Science". "Die Darstellung in Online-Profilen zeigt viel mehr wie wir tatsächlich sind, als wie wir gerne wären", betont Stefan Schmukle, einer der beteiligten Forscher, im pressetext-Interview.

Fremde schätzen Nutzer richtig ein

Gemeinsam mit US-Kollegen erhoben die Forscher rund um Mitja Back per Fragebogen die tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften sowie die idealisierten Selbstbilder von 236 Nutzern von StudiVZ/meinVZ und Facebook. Von fremden Beurteilern ließ man anschließend die Nutzerprofile durchsehen und eine Einschätzung über deren Persönlichkeit vornehmen. Die Ergebnisse überraschten selbst die Forscher: Die Einschätzung der Unbekannten stimmte mit der realen Persönlichkeit der Profilbesitzer überein, nicht wie oft vermutet mit deren Wunschbildern.

Offenheit und Extraversion besonders ersichtlich

Bestimmte Eigenschaften könne man durch einen spontanen Einblick in ein fremdes Profil besonders gut einschätzen, betont Back. "Man erfährt besonders, wie sehr Profilinhaber soziale Kontakte mögen und ob sie kommunikativ und gesellig sind. Erkennbar ist auch die Wertschätzung neuer Erfahrungen und Eindrücke, die Phantasie, Originalität und das Interesse an künstlerischen Erfahrungen", so der Mainzer Psychologe. Weniger gut ersichtlich sei die Anfälligkeit für Sorgen, Nervosität und Stress, die jedoch auch in anderen sozialen Kontexten kaum einzuschätzen seien.

Drang zur wahren Darstellung siegt

"Online-Profile werden wahrscheinlich deshalb nicht zur Selbstidealisierung verwendet, da das Bedürfnis nach dem Ausdruck des wahren Selbst stärker ist als das der Verstellung", so Back. Die Verstellung sei zudem auch im Internet sehr schwierig, da viele Informationen auf dem eigenen Profil aus dem Feedback anderer Personen stammen und die bloße Erfindung neuer Bekannter oder von Fotoalben kaum möglich sei. "Der Betrachter verlässt sich auf die Information aus dem Profil, was das Vertrauen in Online-Netzwerke stärkt", so der Studienleiter.

Unterschiede in einzelnen Plattformen

Immer häufiger ziehen Firmen Social Networks zu Rate, wenn es um die Suche nach Personal geht. Anzeichen dafür, dass Facebook- oder StudiVZ-Profile mit diesem Hintergedanken aufgemöbelt werden, fanden die Studienautoren nicht. "Wahrscheinlich ist dies bei anderen Networks wie Xing viel eher der Fall. Man muss hier zwischen den Plattformen unterscheiden", so Schmukle. Generell sei ein Trend hin zu mehr Vorsichtigkeit im Umgang mit eigenen Daten zu beobachten. "Zusehends werden Teile des Profils nur mehr Freunden zugänglich gemacht", so der Wissenschaftler.(pte)