Ausgehend von der "Biosphere 2" , der Vision einer Weltraumkolonie, entwickelte Ralo Mayer eine Science-Fiction-Collage.

Videostill: Ralo Mayer

Wien - "Ich fürchte, ich kann mit dem Begriff ‚alternativ‘ wenig anfangen ... Das Ende der Geschichte war auch schon wieder vorgestern" , gibt Ralo Mayer zu Protokoll und ergänzt: "Es reizt mich unmäßig, in der gegenwärtigen Situation linker Diskussionen und Aktionsformen wieder Weltraum-Kolonien zu propagieren." Ideen, die nach 1989, lange bevor das Thema Klimawandel relevant wurde, einfach verebbten.

In der von Hubert Lobnig kuratierten Ausstellung Postalternativ zeigt Ralo Mayer ein Video, das aus seiner Beschäftigung mit der "Biosphere 2" , einem wissenschaftlichen Testmodell für eine Weltraumkolonie (1987-91) heraus entstanden ist. Mayers dichte und ästhetisch anspruchsvolle Bildcollage ist aber keinesfalls eine Dokumentation über das Leben in jenem abgeschlossenen Ökosystem, sondern vielmehr eine Übersetzung in eine Science-Fiction-Erzählung auf mehreren Ebenen.

Auch wenn Kurator Hubert Lobnigs erster Ausflug als frischgebackener Student der Angewandten 1982 dem besetzten Wuk galt und er sich zwei Jahre später "nachts mitten im Winter in einem Erdloch in der Hainburger Au" wiederfand, ist die Ausstellung keine biografische Aufarbeitung. Geschuldet ist das Thema eher dem Neokonzeptualismus in der Gegenwartskunst und der Bezugnahme junger Künstler auf politische Kunst jener Zeit. Lobnig selbst beschäftigt sich mit "alternativen" Lebens-, Wohn- und Wirtschaftskonzepten, oft geprägt vom Prinzip "trial and error" , wie seine Installation Modellhaus unterstreicht. Anstoß gab aber auch "die allgemein beobachtete ratlose Verzweiflung, dass die Situation im Moment ziemlich aussichtslos ist, was Gott sei Dank gerade von den sich auflehnenden Studenten widerlegt wird" .

Resultat ist eine hintergründige Schau, die sich an die Fersen der "Alternativen" heftet, jener "in die Jahre gekommen Bewegung, deren Vertreter heute womöglich etabliert, aber mit den Attitüden einer Gegenkultur behaftet sind" : Iris Andraschek schoss ein Porträt einer alternativen Community in Ontario. Klaus Mosettig spinnt die Idee des Selbstversorgers als "Erzieher" von Apfelbäumen weiter. Oliver Ressler dokumentiert Ideen alternativer Ökonomien. Den beeindruckendsten, erstaunlichsten Beitrag zum Thema liefert aber Anna Witt: Radikal denken ist eine Collage aus Denk-Alternativen, die sie ausgerechnet in der Lugner-City eingefangen hat, und zeichnet ein Bild, das man so vielschichtig nicht erwartet hätte. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2009)