Wenn ehemalige Top-Banker und ein Professor für Unternehmensethik in einer Podiumsdiskussion über neue Werte in der Finanzwirtschaft diskutieren, dann könnte man erwarten, dass der Wissenschafter Reformen fordert und die Manager den Status Quo verteidigen. Doch auf einer Diskussion des Finanzmarketingverbandes Österreich (FMVÖ), die von mir am Dienstagabend moderiert wurde, trat genau das Gegenteil ein.

Während sich die ehemaligen Vorstandschefs Wilfried Stadler (Investkredit), Siegfried Sellitsch (Wiener Städtische), Peter Püspök (RLB Wien-NÖ) sowie der ehemalige Bank-Austria-Vorstand Franz Zwickl und das jetzige Vorstandsmitglied von Schelhammer & Schattera, Günter Bergauer, in ihren Forderungen nach neuen Regeln und einer neuen Kultur für die Kreditwirtschaft übertrafen, hob Helmut Pernsteiner die großen ethischen Fortschritte in der Unternehmens- und Bankenwelt hervor.

So würde heute viel härter gegen Korruption vorgegangen werden als noch vor wenigen Jahren, sei Corporate Governance allgemein akzeptiert und habe die kulturelle Sensibilität deutlich zugenommen, sagte der Vorstand des Instituts für betriebliche Finanzwirtschaft an der Universität Linz.

Pernsteiner räumte zwar ein, dass die Selbstkontrolle des Marktes in wichtigen Fragen versagt hätte, etwa bei der Hinterfragung der Managervergütung durch die Aktionäre, aber er warnte vor allzu vielen neuen Regeln. Diese würden viel Bürokratie schaffen und recht wenig nützen.

Mit dieser Ansicht blieb der Professor recht allein. Der Großteil der Diskussion drehte sich um die Frage, wie man die Banken besser beaufsichtigen könnte und vor allem die Kreditwirtschaft von ihrer Abhängigkeit von den Kapitalmärkten wieder lösen könnte.

Als besondere Zielscheibe erwies sich dabei Basel II und die angelsächsischen Rechnungslegungsprinzipien des IFRS,  die jeden Boom und jeden Crash verstärken würden.

Auch die Fokussierung auf Kapitalmarktindikatoren wie Return on Equity (RoE) müsse für Banken aufhören, denn sie führe dazu, dass Banken immer weniger Eigenkapital halten würden. Hier widersprach Zwickl ein wenig: Weder IFRS noch Basel II zwinge eine Bank dazu, das Eigenkapital zu reduzieren.

Stadler forderte außerdem die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, während Sellitsch eine Einschränkung der zum Jubel neigenden Wirtschaftsberichterstattung in den Medien forderte.

Aktive Banker aus den großen Instituten hätten wohl anders geklungen. Das kann man auf zweierlei Weise interpretieren: Entweder sind diese „elder statesmen“ endlich in der Lage, die Wahrheit zu sagen, oder man entfernt sich mit der Pensionierung rasch von dem, was in der Praxis möglich und sinnvoll ist.