Linz - Das Politinteresse der Österreicher ist seit Beginn dieses Jahrhunderts auf einen neuen Tiefstand gesunken. Das geht aus einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS hervor, deren Ergebnisse am Donnerstag veröffentlicht worden sind.

IMAS hat im Oktober und November 1.086 repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren ausgewählte Personen persönlich befragt. Dabei erklärten 29 Prozent, sich sehr bzw. ziemlich stark mit den aktuellen innenpolitischen Vorgängen und Problemen zu beschäftigen. Dem gegenüber stehen 71 Prozent, die sich nicht besonders stark oder gar nicht dafür interessieren bzw. keine Angabe gemacht haben.

Interesse stieg mit EU-Blockade

Im Jänner und Februar 2000 hatten noch 56 Prozent das politische Geschehen mit wacher Aufmerksamkeit verfolgt. Dazu habe freilich ein konkreter Anlass bestanden, erinnern die Meinungsforscher an den Beginn der von der EU gegen Österreich verhängten Sanktionen wegen der schwarz-blauen Regierung. Mit dem Ende der Blockade pendelte sich das Interesse an Politik wieder auf Werte zwischen rund einem Drittel und zwei Fünftel ein. Die gegenwärtige Neugier liege erstmals unter der 30-Prozent-Schwelle und stimme daher nachdenklich, so das Institut.

Junge: Kein Bezug zu Politik

Ins Auge steche, dass nicht nur Menschen aus dem einfachsten Sozial- und Bildungsmilieu, sondern auch die jungen Österreicher der Politik beziehungslos gegenüberstehen. Nur ein Fünftel der Unter-30-Jährigen verfolgt politische Entwicklungen mit ziemlich starkem Interesse, lediglich jeder Zwanzigste sehr stark. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre keine Verhaltensänderung bei dieser Gruppe bewirkt und deren gesellschaftlichen Gestaltungswillen nicht erhöht habe, erklärten die Meinungsforscher.

Ein Viertel fühlt sich jetzt glücklich

Dass sich hinter dem schwachen Politinteresse ein Gefühl der Zufriedenheit mit der Gegenwart verbirgt, das ein besonderes Augenmerk auf das Geschehen überflüssig macht, ist aufgrund flankierender IMAS-Befunde auszuschließen. So empfinden nur 25 Prozent der Österreicher das Jetzt als eine glückliche Periode, 53 Prozent hingegen als eine schwierige Zeitphase. Die innere Distanz zur Politik könnte mit dem Gefühl von Resignation vor unbewältigbar erscheinenden Zukunftsproblemen zusammenhängen, heißt es seitens des Meinungsforschungsinstituts. (APA)