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Eine Million Video-Abrufe in drei Tagen - lautet die erste Bilanz der ORF-TVthek, die am Montag in den offiziellen Vollbetrieb gegangen ist. Die beliebtesten ORF-Inhalte, die online abgerufen wurden, waren laut Onlinedirektion "Universum: Weinviertel", "Thema: Kampusch-Interview", die Kurz-"ZiBs" und die "ZiB 24". Für Online-Direktor Thomas Prantner ist das "ein ganz toller Erfolg, der den steigenden Bedarf nach zeit- und ortsunabhängiger Nutzung von TV-Content bestätigt."

"Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags"

Mit dieser Einschätzung steht Prantner nicht alleine da, wie ein Rundruf  zeigte. Einen Fan hat die TVthek auch in ORF-Urgestein Hugo Portisch gefunden, der das Online-Angebot für den "größten Innovationsschritt seit vielen Jahren" hält. Die TVthek mache aus dem ORF nicht nur ein modernes Medium, sondern sei auch "Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags", da hier lediglich Eigenproduktionen zu sehen sind, nicht aber die häufig kritisierten Kaufprogramme.

Für Nachrichten- und Kultur-Interessierte biete die TVthek den Vorteil, dass man nicht "gezwungen ist, vor dem Fernseher abzuwarten, bis das entsprechende Programm kommt und die seichten Serien und Soaps über sich ergehen lassen muss", sondern gezielt die gewünschten Inhalte im Internet nachsehen kann, so Portisch.

"Gut gemacht" und "längst überfällig"

So sieht es auch die grüne Stiftungsrätin Monika Langthaler, die seit langem auf den Start der TVthek gedrängt hat. "Ich bin als Berufstätige mit einem kleinem Kind zu Hause genau die Zielgruppe für den neuen Service. Ich schaffe es nicht on time vor der 'Zeit im Bild' zu sitzen, jetzt kann ich sie jeden Tag um 21 Uhr nachsehen", freut sich Langthaler, die auch die "Usibility" der TVthek lobt.

"Gut gemacht" und "längst überfällig" findet auch Medienexperte Hans Mahr das Onlineangebot. Keine große TV-Station Europas könne es sich heutzutage leisten, kein Video-on-demand-Angebot zu haben. Das Versäumnis beim ORF sieht Mahr in der Geschäftsführungsperiode vor ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und seinem Onlinedirektor Prantner, "als man noch davon ausgegangen ist, dass es für eine Onlineperformance reicht, wenn man Inhalte niederschreibt". Als Auslandsösterreicher fühlt sich Mahr dank der TVthek nun "bestens bedient" und sieht sich jeweils in der Früh die 9-Uhr-"ZiB" online an.

Sieben Tage

Auf der werbefreien Plattform http://tvthek.orf.at sind seit Montag Eigen- und Koproduktionen des ORF sieben Tage lang abrufbar. Angst, dass man den GIS-Verweigerern mit diesem Angebot in die Hände spielen könnte, hat Onlinedirektor Prantner nicht. Es gehe darum, öffentlich-rechtliche Inhalte so weit wie möglich zu verbreiten, dabei gebe es bewusst keine Zugangsbeschränkungen. Außerdem werde auch nur ein Drittel des ORF-Programms online angeboten, weshalb Prantner nicht glaubt, dass es zu Abmeldungen des Fernsehprogramms kommt. "Die TVthek soll ja das Fernsehprogramm ergänzen, nicht ersetzen."

Dass der Empfang der TVthek gebührenpflichtig werden könnte, schließt auch Herbert Denk von der GIS aus: "Für uns ist das kein Fernsehen." Gebühren würden nur dann fällig, wenn es einen Livestream mit dem gesamten TV-Programm geben würde. (APA)