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Foto: APA/PAUL PLUTSCH

Herr G. hat gerade eine 14-monatige Haftstrafe wegen fahrlässiger Tötung abgesessen. Nach einer Firmenfeier hatte der gelernte Elektriker ein „paar Bacardi-Cola zu viel". Trotzdem hat er sich mit dem Auto auf den weiten Heimweg gemacht. Auf der Autobahn sind ihm bei einer Geschwindigkeit von 130 kmh die Augen zugefallen. Als er sie wieder öffnete, war er bereits mit der Rettung auf dem Weg ins Krankenhaus. Mit ein paar Schnitten im Gesicht war er relativ glimpflich davongekommen, dachte er. Dass es bei dem Unfall, den er verursacht hatte, einen Toten gegeben hat, hat er erst tags darauf erfahren. Momentan bereitet sich Herr G. mit Hilfe des Vereins "Neustart" auf den Weg zurück ins Berufsleben vor.

derStandard.at: Herr G., wie ist es zu dem Unfall gekommen?

Herr G.: Wir hatten am Vortag gefeiert, weil wir die Arbeit an einer Baustelle beendet hatten. Ich war ziemlich verkatert und habe, bevor ich mich auf den Heimweg gemacht habe, noch zwei Bier und zwei Bacardi-Cola getrunken. Auf der Autobahn dürfte ich dann für ein paar Sekunden eingeschlafen sein. Aufgewacht bin ich in der Rettung, mit dem Gesicht voller Glassplitter von der Windschutzscheibe. Aber da habe ich mir noch nichts weiter dabei gedacht.
Dass ich mit 130 kmh den Vordermann, der mit 80 unterwegs war, angefahren habe und der dabei gestorben ist, habe ich erst am nächsten Tag erfahren. Seine Frau ist bei dem Zusammenstoß zum Glück nur leicht verletzt worden. Eine Bekannte von mir hatte bei der Polizei angerufen, um den Unfallhergang zu erfragen.

derStandard.at: Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie hörten was passiert ist?

Herr G.: Es war ein blödes Gefühl. Ich war nervlich völlig fertig. Ich dachte mir, dass ich nicht so schnell wieder in ein Auto steigen würde.

derStandard.at: Und, sind Sie seither wieder gefahren?

Herr G.: Nein. Ich lasse mich fahren. Obwohl ich auch dabei anfangs ein mulmiges Gefühl hatte. Das hat sich aber nach zwei oder drei Wochen gelegt.

derStandard.at: Sind Sie schon vor dem Unfall betrunken Auto gefahren?

Herr G.: Ja. Man denkt sich ja immer, "Mir passiert nichts". Bis es dann eben so weit ist. Man lernt erst, wenn es passiert ist. Dann zieht man eine Lehre daraus. Aber ändern kann man es eh nicht mehr.

derStandard.at: Besitzen Sie noch einen Führerschein?

Herr G.: Nein. Der wurde mir bereits vor 17 Jahren abgenommen, weil ich betrunken gefahren bin. Danach bin ich sehr viele Jahre gar nicht mehr gefahren, aber irgendwann dann eben doch wieder.

derStandard.at: Haben Sie seit dem Unfall wieder einmal etwas getrunken?

Herr G.: Ja, aber Schnaps lasse ich jetzt komplett aus. (derStandard.at, Birgit Wittstock, 22.11.2009)