Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Ersatzblase aus Darmschlingen ermöglicht zwar das Wasserlassen, kann jedoch mit Inkontinenz oder einem unvollständigem Entleeren der Blase verbunden sein

Foto: AP/Robert F. Bukaty

Berlin - Ein aggressiver Blasenkrebs konnte früher nur durch die komplette Entfernung der Harnblase geheilt werden. Mit einer multimodalen Therapie gelingt es den Ärzten heute häufig, die Blase zu erhalten: Nachdem sie den Tumor mithilfe eines Katheters entfernt haben, kommen Strahlen- und Chemotherapien zum Einsatz. Als weitere Behandlungsmöglichkeit kann eine Wärmebehandlung, die Hyperthermie, die Ergebnisse weiter verbessern. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer aktuellen Studie in einer Aussendung hin.

Ersatzblase kein vollkommener Ersatz

Nach einer kompletten Entfernung der Blase können Ärzte mittlerweile eine Ersatzblase aus Darmschlingen konstruieren. Trotzdem bleibt die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigt: Eine Ersatzblase ermöglicht zwar das Wasserlassen, kann jedoch mit Inkontinenz oder einem unvollständigem Entleeren der Blase verbunden sein. Der Urin muss dann unter Umständen mehrmals täglich zusätzlich über einen Katheter abgeleitet werden. "Ärzte haben deshalb schon früh nach einer Alternative zur operativen Entfernung der Blase gesucht", berichtet DEGRO-Präsidentin Rita Engenhart-Cabillic. Auf diese Weise könne eine Strahlentherapie die Tumorzellen in der Blase effektiv zerstören. Die Wirkung lasse sich durch eine gleichzeitige Chemotherapie noch verstärken.

Strahlen- und Chemotherapie nach Tumorentfernung

Heutzutage kommt ein multimodales Behandlungsschema zum Einsatz, das Radioonkologen der Universität Erlangen mitentwickelt haben. Es sieht zunächst die Entfernung des Tumors vor. Dies geschieht über einen Katheter, den die Ärzte durch die Harnröhre in die Blase schieben. An diesen Eingriff schließt sich zwei bis vier Wochen später eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie an. Vier bis sechs Wochen nach dieser Radiochemotherapie wiederholen die Ärzte den Kathetereingriff, um eventuelle Tumorreste zu beseitigen. "Nur wenn wir den Tumor auf diese Weise nicht kontrollieren können, muss die gesamte Blase entfernt werden", erklärt Engenhart-Cabillic. Doch in drei von vier Fällen konnten die Ärzte das Organ erhalten und die Entfernung der Blase vermeiden.

Hyperthermie

Zu einer weiteren Verbesserung könnte die Hyperthermie führen, die Erlanger Radioonkologen seit einiger Zeit bei Patienten mit Blasenkrebs einsetzen. "Zu Beginn der Strahlentherapie erwärmen sie die Blase mittels Mikrowellen auf 40 bis 44° Celsius. Die Hitze steigert die Wirkung der Radiochemotherapie weiter", erklärt die DEGRO-Präsidentin. Die jetzt veröffentlichten ersten Ergebnisse seien vielversprechend. "Bei 43 von 45 Patienten konnten die Ärzte den Tumor vollständig zurückdrängen. Zwar kam es bei einigen Patienten in den folgenden 34 Monaten zu einem Rückfall. Eine Entfernung der Blase konnte aber vermieden werden", so Engenhart-Cabillic. Ein direkter Vergleich mit der sofortigen Entfernung der Blase steht noch aus. Die DEGRO-Präsidentin ist jedoch von der Wirksamkeit der multimodalen Therapie überzeugt. Sie komme bereits heute für Patienten infrage, die eine operative Entfernung ablehnen und ihre Blase erhalten möchten. (red)