Annabel ist verwöhnt und ungeduldig. Eine Prinzessin eben. Das dürfte auch dem Vater irgendwann aufgefallen sein. Vielleicht neckt er deshalb sein Töchterlein ein wenig. Als er ihr die Regierungsgeschäfte übergibt (Papa will schnell in die Seniorenresidenz auf Mallorca abrauschen), gibt er ihr nur das halbe Königreich. "Die andere Hälfte bekommt der Held, der dich retten und heiraten wird", sagt der Vater - und zischt ab. Zurück bleibt ein tobendes Mädchen, das sich auf die Suche nach einem richtigen Helden machen muss.
Prinzessin Anna oder Wie man einen Helden findet heißt das Buch von Susann Opel-Götz. Dass die Göre Annabel zum netten Mädchen wird, symbolisiert auch ihre Namensänderung. "Du kannst mich Anna nennen. Was nützt ein ganzer Name in einem halben Königreich?", befindet die Prinzessin. Opel-Götz spielt in dem Buch, gedacht für Kinder ab dem vierten Lebensjahr, mit verschiedenen Märchenmotiven. Sie lässt Anna gleich der Prinzessin auf der Erbse liegen oder einen Frosch küssen, in der Hoffnung, er wäre ein verzauberter Held. Ist er aber nicht. In ihren Illustrationen finden sich wiederum immer kleine, schräge, lustige Details eingearbeitet. So sagen sich Hase und Fuchs im Buch tatsächlich gute Nacht, der besagte Frosch trägt einen Ehering. Am Ende wird Anna natürlich ihren Helden finden und glücklich sein. Dass dieser kein Supermann, kein Wunderwuzzi ist, sondern ein "Normalo", macht das Buch noch sympathischer. (Peter Mayr; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.10.2009)