Hamburg - Einem internationalen Forschungsteam ist der Nachweis eines Proteins gelungen, das den Übergang eines bestimmten HIV-Stammes von Affen auf Menschen ermöglichte - und damit die Ausbreitung von Aids. Die Anpassung des HIV-1-M-Stammes und dessen hohe Infektiösität beruhe unter anderem auf der Funktion des Virusproteins Vpu, heißt es in der Studie. Sie wurde in der Fachzeitschrift "Cell Host & Microbe" (Bd. 6, S. 409) veröffentlicht.

Die HIV-1-Infektion des Menschen gehört zu den mehr als 200 bekannten Zoonosen, bei denen ein Erreger aus dem Tierreich auf den Menschen übertreten konnte, berichtete Michael Schindler vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut. Da die meisten Übertritte von Erregern auf den Menschen an Schutzmechanismen des menschlichen Immunsystems scheitern, musste sich der AIDS-Erreger HIV-1 unter anderem an bestimmte Proteine anpassen, damit die Freisetzung neu gebildeter Viren gelingen kann.

Wichtige Protein-Barriere

Die Forscher wussten bereits, dass das zelluläre Protein Tetherin eine wichtige Barriere beim Übertritt von HIV-1 auf den Menschen darstellte, weil es die Freisetzung neu gebildeter Viren aus infizierten Zellen verhindert. Eine weitere Barriere ist der CD4-Rezeptor auf der Oberfläche infizierter Zellen. Um gegen diese Barrieren anzugehen, besitzen HI-Viren der Affen das Virusprotein Vpu, das Tetherin auf menschlichen Zellen ausschalten kann, fanden die Wissenschafter jetzt heraus. "Zusätzlich baut dieses Vpu den CD4-Rezeptor erfolgreich ab und überwindet so eine zweite Barriere", teilte Michael Schindler mit.

Im Gegensatz dazu seien die Vpu-Proteine der anderen HIV-1-Stämme entweder nur schwache Tetherin-Gegenspieler oder nicht in der Lage, den CD4-Rezeptor auszuschalten. Dies könnte erklären, warum sich nur der HIV-1-M-Stamm weltweit verbreitet hat, vermutete Schindler. (APA/red)