Mailand/Wien - Diesen Winter wird es im Alpenraum Angebote geben, die man nicht für möglich hält, sagen Touristiker hinter vorgehaltener Hand. Grund sei die Wirtschaftskrise, die sich in der Sommersaison zumindest in Österreich weniger stark als befürchtet bemerkbar gemacht hat, im Winter bei steigender Arbeitslosigkeit und verfallenden Forint-, Pfund- und Rubelkursen aber umso heftiger durchschlagen könnte.

Lockangebote im Netz

Aus dem Trentino, der Nachbarprovinz von Südtirol, sind schon jetzt Lockangebote im Netz, die es in sich haben. Für die Periode ab 10. Jänner bis Ostern 2010 gewähren Drei-Sterne Hotels für 99 Euro pro Person fünf Übernachtungen inklusive Skipass. "Unsere Initiative hat ein unerwartet großes Echo im In- und Ausland ausgelöst" , heißt es beim Fremdenverkehrsamt im rund eine Autostunde von Trient entfernten Lagorai (www.valsugana.info). Der Normalpreis beträgt 299 Euro für das Package, die ersten 99 Interessenten können 200 Euro sparen.

Dies ist kein Einzelfall. Mittels Sonderangeboten versuchen viele Destinationen ihre Marktanteile auszubauen. So werden nicht nur in der Provinz Trient, sondern auch in den Südtiroler Dolomiten in der Vorweihnachtszeit bis zu 50 Prozent Preisnachlass auf Skiwochenenden gewährt.

Grundsätzlich geht es mit Italiens Fremdenverkehr bergab. Das Land, das noch in den 1980er-Jahren die Rangliste im internationalen Tourismus-Szenario angeführt hat, droht heuer auf Platz sieben zurückzufallen. Darüber sind sich zumindest die Experten der Banca Intesa Sanpaolo einig, die in einer kürzlich veröffentlichten Studie die Schwachstellen des italienischen Tourismus aufgezeigt haben. Dazu zählen veraltete Infrastruktur und ein nicht mehr wettbewerbfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nun soll der Wintertourismus retten, was zu retten ist. Im vergangenen Winter gab es in Italien ein Plus von vier Prozent bei den Ankünften. Die Ausgaben kletterten um knapp neun Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. Zwei Millionen Gäste haben 2008 "weiße Wochen" in den Bergen verbracht und 3,7 Millionen Italiener verbringen mindestens ein Winter-Wochenende im Gebirge.

Nerven nicht wegschmeißen

"Mit den Preisen schleudern bringt nichts" , warnt der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung, Peter Peer, seine Mitgliedsbetriebe vor Nachahmung. "Wir leben nicht vom Preis, sondern von dem, was unterm Strich übrig bleibt. Wenn der Preis erst einmal im Keller ist, dauert es lange, bis er wieder steigt." Besser sei, keine Abstriche an der Qualität vorzunehmen, den Preis gleich zu lassen und stattdessen etwas dazuzupacken - etwa ein Abendessen. Darüber hinaus bestehe gar kein Grund, die Nerven schon jetzt wegzuschmeißen, sagte Peer. Die Vorausbuchungen seien gut. (Thesy Kness-Bastaroli, Günther Strobl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 20.11.2009)