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Barroso lockt Regierungen mit guten Frauen-Jobs.

Foto: APA/EPA/Hoslet

Brüssel - Die EU-Kommission ist "nicht zufrieden mit der Anzahl weiblicher Kandidaten", die von den Regierungen der Mitgliedsländer bisher für die neue Kommission nominiert wurden. Dies erklärte am Donnerstag zum Auftakt des EU-Gipfels ein Sprecher der Behörde in Brüssel. Damit hat Präsident José Manuel Barroso erstmals offiziell Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung seiner Mannschaft eingestanden.

Wie berichtet, protestieren vor allem Vertreter von Frauenorganisationen und des Europäischen Parlaments dagegen, dass vorläufig nur vier weibliche Kandidaten für 27 Kommissare fix aufgestellt wurden. Der Kommissionssprecher verwies darauf, dass Barroso bereits vor einem Monat die Regierungen aufgefordert habe, mehr Frauen zu nominieren, was nicht geschehen sei. Er habe zwar keine Mindestzahl angegeben, aber gesagt, dass er so viele wie möglich haben wolle im Sinne der von der Union stets postulierten Gleichheitschancen.

Gleichzeitig gab er bekannt, dass Barroso so rasch wie möglich über die Verteilung der Zuständigkeiten entscheiden wolle, "in den nächsten Tagen", damit die reguläre Kommission möglichst bald antreten könne. Im EU-Parlament geht man davon aus, dass dies frühestens Anfang Februar sein wird. Im Hintergrund dürfte der Präsident großen Druck ausüben, damit jene Regierungen, die noch nicht nominiert haben, weibliche Kandidaten schicken. Donnerstag sickerte durch: Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes aus den Niederlanden könnte ihr Amt behalten. Rumänien will Ex-Agrarminister Ciolo zurückziehen und eine Frau schicken, und Dänemark könnte profitieren, indem eine frühere Landwirtschaftsministerin das begehrte EU-Agrarressort bekommt. Wenn Griechenland wie Großbritannien ebenfalls eine Frau nominieren, und Irland seine frühere Justiz- und Europaministerin Máire Geoghegan-Quinn, gäbe es bis zu zehn Kandidatinnen - doppelt so viele wie noch am Montag. (tom/DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2009)