"Jetzt is' es denen a wieder ned recht", wird sich Michael Häupl denken. Die Wiener Stadtopposition reagiert mit einer Ausnahme eher herb auf Häupls Idee, eine Volksbefragung (die erste seit 1991) über Wiener Zukunftsthemen abzuhalten (Sollen die Hausmeister wieder her, und sollen die Öffis 24 Stunden lang fahren?). Die FPÖ macht sich nur lustig, will aber eine Volksbefragung darüber, ob Sozialleistungen nur an echte Wiener nordischer Abstammung (Böhmen liegt im Norden) ausgezahlt werden sollen, äußerstenfalls noch auf christliche Serben und Kroaten, aber schon wirklich nicht an irgendwelche Muslime.

Die Grünen wiederum wollen echt mitreden und z.B. über Umweltthemen abstimmen lassen (Vorschlag: Wozu brauchen Radfahrer in der Nacht gegen die Einbahn eine Radbeleuchtung?). Die ÖVP steht unter neuer Leitung und ist außerdem über die gelungene Abwehr der Standesamthochzeit für Homosexuelle (Kein Harmonium! Keine Rede des Standesbeamten! Kein Blumenschmuck!) so froh, dass sie zu mehr keine Kraft hat.

So muss halt Häupl die "Weisheit der Wiener" ergründen. Alles muss man allein machen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2009)