Buenos Aires - Der argentinische Senat hat am Donnerstag ein Gesetz über die Pflicht zu DNA-Analysen bei mutmaßlichen Opfern der Militärdiktatur (1976 bis 1983) verabschiedet. Die Maßnahme soll dazu dienen, Menschen zu identifizieren, die in der Juntazeit als Babys ihren Müttern geraubt und regimetreuen Familien zur "Adoption" übergeben wurden.

Wer sich nicht freiwillig einem DNA-Test mit Blutentnahme unterzieht, muss dem Gesetz zufolge akzeptieren, dass ihm zum Zweck der Analyse Haare, die Zahnbürste oder Unterwäsche abgenommen werden. Mit der auf Geheiß von Richtern angeordneten Methode konnte bereits in neun Fällen die wahre Identität von Menschen nachgewiesen werden, die eine Blutentnahme abgelehnt hatten.

Fünfhundert gestohlene Kinder

Dem von der Regierung in Abstimmung mit Menschenrechtsorganisationen eingebrachten Gesetzentwurf stimmte auch die Opposition zu. Von den schätzungsweise 500 gestohlenen Babys haben bisher 98 mit Hilfe der Opferorganisation Großmütter der Plaza de Mayo ihre wirkliche Herkunft feststellen können.

In den 1980er Jahren wurden in Argentinien Armee- und Polizeiangehörige, die während der Diktatur Menschenrechtsverbrechen begangen hatten, amnestiert. Unter der Präsidentschaft des Linksperonisten Nestor Kirchner zwischen 2003 und 2007 wurde die Straffreiheit aufgehoben, zahlreiche ranghohe Verantwortliche der Militärjunta kamen vor Gericht. Unter der derzeitigen Staatschefin Cristina Kirchner, die ihren Mann im Präsidentenamt beerbte, wurde diese Politik fortgesetzt. Während der Militärdiktatur wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 30.000 Menschen verschleppt, gefoltert und ermordet oder verschwanden spurlos. (APA)