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Gold auf Rekordkurs, Weizen teuer wie lange nicht und Rohölnotierungen, die mit knapp 80 Dollar je Fass (159 Liter) weit über den 32 Dollar liegen, die zu Jahresbeginn gesehen wurden.

Fotos: AP, Reuters
Grafik: STANDARD
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Die Preise für Gold, Öl oder Weizen haben sich kräftig erholt. Auf der Suche nach hoher Rendite schwappt zudem viel Geld in Schwellenländer. Diese versuchen nun, dem Kapitalzustrom Grenzen zu setzen. 

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Wien - Noch sind die Folgen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die durch das Platzen der US-Immobilienblase ausgelöst wurden, nicht ausgestanden; schon gibt es Hinweise auf eine neuerliche Blasenbildung. Experten verweisen auf die Entwicklung der Rohstoffpreise (siehe Grafik).

Trotz des gedämpften Konjunkturverlaufs in weiten Teilen der Welt sind die Notierungen für Gold, Öl oder Weizen schon wieder in lichte Höhen gestiegen. Spekulation hat wieder Konjunktur.

Eine noch ernstere Gefahr für die Weltwirtschaft wird in dem Umstand gesehen, dass sich riesige Mengen Kapitals auf der Suche nach einer attraktiven Veranlagung seit längerem über die Emerging Markets ergießt. Notenbanker warnen bereits davor, dass die Konjunktur in den Schwellenländern aufgrund des Aufwertungsdrucks, der durch den Kapitalzufluss auf den lokalen Währungen lastet, abgewürgt werden könnte.

Maßnahmen in Indonesien

In Indonesien ist man nun "ernsthaft" dabei, ein Maßnahmenpaket zur Begrenzung des Kapitalzustrom aus dem Ausland zu schnüren. Ähnliche Überlegungen gibt es von Indien über Südkorea bis Taiwan. "Wenn die Zentralbanken in Asien konzertiert vorgehen, hat das wichtige Auswirkungen auf die Währungen in der Region. Das kann den Aufwertungsdruck dämpfen oder gar zum Stillstand bringen", sagte der Währungsexperte der zum Crédit Agricole gehörenden Bank Calyon in Hongkong, Mitul Kotecha, der Agentur Bloomberg.

Acht von zehn Währungen in Asien haben im heurigen Jahr gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert gewonnen, allen voran die indonesische Rupiah, der koreanische Won und die indische Rupie. Je teurer die lokale Währung ist, desto schwieriger wird das Exportgeschäft, da sich die Waren im selben Ausmaß verteuern. Brasilien hat ebenfalls die Reißleine gezogen: Bereits im Oktober ist eine Sondersteuer von zwei Prozent beschlossen worden. Mit diesem Pauschalsatz werden ausländische Finanzinvestitionen - Aktien genauso wie Anleiheninvestments - belegt. Damit will man einer Überhitzung der Wirtschaft und einer zu starken Aufwertung der Landeswährung Real entgegenwirken. Direktinvestitionen in die Wirtschaft des Landes bleiben von der Sondersteuer ausgenommen.

Rekordinvestition in Rohstoffe

Nach einer Studie der Barclays Bank wird heuer die Rekordsumme von 60 Milliarden Dollar (40,3 Mrd. Euro) in Rohstoffanlagen investiert. Bisher wurden bereits 55 Mrd. Dollar in Gold, Ölkontrakte und andere Rohstoffe veranlagt. Das ist mehr als die 51 Mrd. Dollar, die im letzten Rekordjahr 2006 insgesamt in Rohstoffveranlagungen geflossen sind.

Der S&P GSCI Index, in dem 24 verschiedene Rohstoffe zusammengefasst sind, ist im heurigen Jahr um 46 Prozent gestiegen - eine kräftige Erholung nach dem 43-Prozent-Einbruch im Vorjahr.

Allen Warnungen vor einer möglichen Blasenbildung zum Trotz setzen führende europäische Unternehmen stärker denn je auf die Schwellenmärkte. Nach einer Umfrage der Financial Times gehen Unternehmen wie Philips, Renault oder MAN davon aus, dass sie in den nächsten sechs Jahren rund die Hälfte ihres Umsatzes in Emerging Markets machen.

"Ich bin überzeugt, dass wir im Jahr 2015 rund die Hälfte unseres Umsatzes in diesen Märkten machen werden", sagte Philips-Chef Gerard Kleisterlee. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22.11.2009)