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Rowan Willams, Erzbischof von Canterbury, und Papst Benedikt XVI. (rechts) hatten ein "herzliches Treffen" im Vatikan.

Foto: REUTERS/Osservatore Romano

Rom - Trotz der jüngst angekündigten Vereinfachung des Übertritts von Anglikanern zur katholischen Kirche setzen Katholiken und Anglikaner weiter auf Annäherung. Papst Benedikt XVI. und das Ehrenoberhaupt der Anglikaner, der Erzbischof von Canterbury, Rowan Willams, betonten am Samstag nach Angaben des Vatikans ihren gemeinsamen Willen, die Beziehungen zu stärken. Das Treffen in Rom sei herzlich gewesen, hieß es. Es habe sich auf die jüngsten Vorkommnisse konzentriert. Die im Oktober verkündete Errichtung von sogenannten Personalordinariaten - eine Art Diözese - für ehemalige Anglikaner hatte die Beziehungen zwischen beiden Kirchen belastet.

Erzbischof Williams hatte den päpstlichen Vorstoß am Donnerstag in Rom als "fantasievoll" bezeichnet und laut Radio Vatikan gesagt, dies werde nach seiner Einschätzung nicht zu Massenübertritten führen. Bei seinem dreitägigen Besuch in Rom hatte Rowan Williams auch einen gemeinsamen Gottesdienst mit dem Ökumene-Verantwortlichen im Vatikan, Kurienkardinal Walter Kasper, gefeiert.

Den neuen Regeln zufolge dürfen Konvertierte in diesen Ordinariaten, die aufgrund der am 9. November veröffentlichten Apostolischen Konstitution "Anglicanorum coetibus" errichtet werden sollen, ihre anglikanische Liturgie und ihre spirituellen Traditionen behalten, soweit diese der katholischen Lehre nicht widersprechen. Auch die Weihe von verheirateten, ehemals anglikanischen Geistlichen zu katholischen Priestern sowie der Übertritt ganzer anglikanischer Ordensgemeinschaften wird damit erleichtert.

Enttäuschte Anglikaner

Mit der neuen Struktur reagierte der Vatikan auf die zunehmende Enttäuschung vieler Anglikaner über den Kurs ihrer Kirche in den vergangenen Jahrzehnten. Die Einführung der Priester- und Bischofsweihe für Frauen, die Weihe von bekennenden Homosexuellen zu Priestern und Bischöfen und die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen sorgt in der Anglikanischen Weltgemeinschaft seit Jahren für heftige Diskussionen und zahlreiche Spaltungen.

Die anglikanische Kirche geht auf das Schisma des englischen Königs Heinrich VIII. Tudor im 16. Jahrhundert zurück. Der theologische Dialog zwischen Rom und den Anglikanern war nach dem historischen Treffen zwischen Papst Paul VI. und dem anglikanischen Primas und Erzbischof von Canterbury, Arthur Ramsey, 1966 im Vatikan aufgenommen worden. Die Einführung der Priester- und Bischofsweihe für Frauen bei den Anglikanern hatte allerdings zu einer gravierenden Entfremdung geführt. Die Einführung des Frauenpriestertums in der Kirche von England hatte zudem Anfang der 90er Jahre zum Übertritt des Londoner Bischofs Graham Leonard und Hunderter weiterer anglikanischer Geistlicher zur römisch-katholischen Kirche geführt. (APA/AP)