Verkehrsbüro-Chef Harald Nograsek sieht die Zeit noch nicht gekommen, um "Krise aus" zu rufen - im Gegenteil. "2010 wird ein sehr herausforderndes Jahr für die gesamte Branche", sagte er dem Standard am Rande der Eröffnung des ersten Austria Trend Hotels in Bratislava. Die Konsequenz daraus ist, dass Stellen weiterhin nicht nachbesetzt werden. "Der Aufnahmestopp bleibt in Kraft", sagte Nograsek.
Umsatz- und Ertragsrückgänge
Mit dieser Form des Sparens, die seit Anfang des Jahres praktiziert wird, versucht Österreichs führender Tourismuskonzern den krisenbedingt rückläufigen Buchungszahlen und der sinkenden Bettenauslastung zu begegnen. Trotz teilweise markanter Umsatz- und Ertragsrückgänge in den drei Geschäftsfeldern Hotellerie, Freizeit- sowie Geschäftstourismus sei ein positives Jahresergebnis in allen Sparten bereits jetzt fix. Somit sei auch das Gesamtergebnis der Verkehrsbüro-Gruppe klar positiv, wenn auch "weit weg vom Vorjahresergebnis", wie Nograsek anmerkte. 2008 hat das Verkehrsbüro bei einem Umsatz von 853,2 Mio. Euro ein Konzernergebnis vor Steuern von 34,9 Mio. Euro erzielt. Allerdings waren darin Einmaleffekte wie der Verkauf der Sparte Kulinarik enthalten.
Nach vorläufigen Zahlen wird die volumensmäßig stärkste Sparte des Verkehrsbüros, Freizeittourismus (Verkehrsbüro-Ruefa Reisen inklusive Kärntner Reisebüro und dem Incoming-Standbein Eurotours) heuer 530 Mio. Euro umsetzen - 4,4 Prozent weniger als 2008. Die Hotellerie (32 Austria Trend Hotels & Resorts) dürfte 127,2 Mio. Euro zum Gesamtumsatz beisteuern, um 13,8 Prozent weniger als 2008. Die Auslastung der mehr als 10.000 Betten unter dem Austria-Trend-Dach wird mit 61,3 Prozent um 7,8 Prozentpunkte niedriger erwartet als 2008, eine Folge der um 2,1 Prozent auf 1,73 Mio. rückläufigen Nächtigungen.
Deutlicher Einbruch bei Geschäftsreisen
Besonders markant ist der Einbruch im Geschäftsreisesegment: hier erwartet Nograsek bis Jahresende ein Umsatzminus von knapp einem Viertel auf 106,1 Mio. Euro. "Hier war die Krise unmittelbar zu spüren. Nach der Pleite von Lehman Brothers im September des Vorjahres ist der Umsatz abrupt um 25 Prozent eingebrochen", sagte Nograsek. Statt Business Class werde noch immer hauptsächlich Economy geflogen, statt teurerer Netzwerk-Carrier wie AUA oder Lufthansa werden verstärkt Budget-Airlines gebucht. Eine Trendwende sei nicht in Sicht. "Die Unternehmen bleiben kostenbewusst; außerdem müssen wir uns darauf einstellen, dass auch Privatkunden immer kurzfristiger entscheiden", sagte Nograsek.
Mit dem Austria Trend Hotel Vysoká wurde das erste Haus in der Slowakei eröffnet. Das Vier-Sterne-Hotel im Zentrum von Bratislava, das der S-Immobilien AG gehört (Errichtungskosten: 55 Mio. Euro), hat knapp 200 Zimmer. (Günther Strobl aus Bratislava, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.11.2009)