Bild nicht mehr verfügbar.

Familientradition: Benigno Aquino III. will Präsident werden.

Foto: APA/EPA/DENNIS M. SABANGAN

Sein Vater hieß "Ninoy", er ist "Noynoy" und am Ende seines Namens trägt er die römische Drei: Benigno Simeon "Noynoy" Cojuangco Aquino III. Das trägt der Vorliebe der Filippinos für TeletubbiesNamen Rechnung, die sie ihren Politiker umhängen, aber auch der Besonderheit der philippinischen Demokratie: Es regieren reiche Politikerdynastien - vom Urgroßvater zum Urenkel.

"Noynoy" Aquino, Sohn des 1983 ermordeten Oppositionsführers "Ninoy" Aquino, soll der Nächste an der Spitze des Landes sein. Die Präsidentschaftswahlen auf dem 90 Millionen Einwohner zählenden Archipel im Pazifik sind zwar erst nächstes Jahr im Mai, doch die nun angelaufene offizielle Bewerbungsfrist hat die politische Balance auf den Philippinen dramatisch verändert.

Massenweise laufen Senatoren, Gouverneure, Bürgermeister zu Aquino III. über, weg vom Machtapparat der noch amtierenden Staatspräsidentin Gloria Arroyo. In öffentlichen Großveranstaltungen leisten sie einen Treueschwur auf Aquinos bis dahin kleine Liberale Partei. Den jüngsten Auftritt bei diesen bizarr anmutenden Zeremonien absolvierte Feliciano Belmonte junior, führendes Mitglied der Partei der Präsidentin und Bürgermeister von Quezon-Stadt, der größten Stadt der Philippinen, samt Gefolgsleuten. 44 Prozent geben die Umfragen dem Sproß der Aquino-Dynastie. Gerade einmal zwei Prozent der Wähler können sich für Gilberto "Gibo" Teodoro begeistern, den bisherigen Verteidigungsminister, den die scheidende Präsidentin Arroyo zur Wahrung ihrer Interessen ins Rennen schickt.

"Noynoy" Aquino - das geben auch seine Anhänger zu - lebt hauptsächlich von seinem berühmten Namen. In elf Jahren im Repräsentantenhaus und später im Senat brachte er keine bedeutenden Gesetzesinitiativen zuwege. Mit jetzt bald 50 Jahren ist der Kandidat noch immer unverheiratet und kinderlos - ein Mann, der keine Verantwortung kennengelernt hat, sagen seine Kritiker.

Doch da ist eben noch die Familie: Der Urgroßvater erkämpfte als General in der Revolutionsarmee die Unabhängigkeit, der Großvater gehörte der Regierung der japanischen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs an, der Vater schließlich war der große Gegner des Diktators Ferdinand Marcos. Bei der Rückkehr aus dem Exil wurde er noch auf der Gangway des Flugzeugs erschossen. Ein Volksaufstand beendete die Diktatur, "Noynoy" Aquinos Mutter Corazón wurde die erste Präsidentin der neuen Zeit. Diese Hoffnung verleiht auch Aquino III. Flügel. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2009)