Das Einzige, das die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard beziehungsweise ihre Technikabwickler genau wissen, ist, dass es in Spanien ein Datenloch gibt. Leider wissen sie nicht mehr: Weder wissen sie, wo genau am Rechner die Lücke ist oder ob der Datenklau eventuell intern, sprich von Rechenzentrumsmitarbeitern, in großem Stil begangen wird.

Damit ist das Wissen der Kreditkartenfirmen ausgesprochen - nun, lückenhaft. Zwar können die Unternehmen minutiös nachvollziehen, wann welcher Kunde welchen Einkauf getätigt hat, aber wenn es um kriminelle Manipulationen geht, sind die Firmen tagelang verdächtig still. Angeblich um potenziellen Nachahmungstätern nicht auf die Sprünge zu helfen, wird da mit beruhigenden Stehsätzen gemauert, was nur geht.

Das ist für Kunden ausgesprochen ärgerlich. Schließlich muss man nicht unbedingt in Spanien gewesen sein, damit die eigene Kreditkartennummer auf den spanischen Rechner gelangt. Im international globalisierten Zahlungsverkehr geht das zum Beispiel auch bei einer Internet-Zahlung unter Verwendung der Kreditkarte. Wo und über welche Rechner eine solche Zahlung dann geroutet wird - das weiß kein Kunde mehr.

Kurt Tucholsky hat witzigerweise ein Loch als etwas bezeichnet, "wo nichts ist". Das gilt in diesem Fall nicht nur für das dubiose Datenloch. Das gilt auch für die stümperhafte Krisen-PR der involvierten Firmen.(Johanna Ruzicka, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 23.11.2009)