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Die französische First Lady Carla Bruni im Hosenanzug

Foto: AP/Victor R. Caivano

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Aus der Männer-Frühjahr/Sommer-Kollektion 2008 von Jean Paul Gaultier

Foto: AP/JACQUES BRINON

In der vergangenen Woche erreichte uns eine interessante Nachricht: Frauen, wusste der englische Daily Telegraph zu berichten, sei in Paris das Tragen von Hosen verboten. Das diesbezügliche Gesetz stammt aus dem Jahr 1800, wurde vom damaligen Pariser Polizeichef erlassen und ist, trotz einiger Anläufe, es zu ändern, noch immer in Kraft. Es besagt, dass jede Pariserin, die sich wie ein Mann kleiden wolle, in der Polizeizentrale um eine Genehmigung anfragen müsse.

Gelockert wurde das Gesetz nur zwei Mal: Im Jahre 1892, als verfügt wurde, dass Reiterinnen Hosen tragen dürften, und im Jahre 1909. Damals wurden Damen auf Rädern und jenen "die ein Rad am Lenkrad hielten", das Tragen des männlichen Beinkleides erlaubt. Seither blieb es still um die Causa, nur einmal, Ende der sechziger Jahre, gab es einen Vorstoß, das Gesetz abzuschaffen. Es wurde abgelehnt. Die Begründung war, dass Entwicklungen der Mode nicht vorhersehbar seien. Frauenhosen, mutmaßten die Stadtväter, seien nur eine Grille der Mode und bald wieder verschwunden.

Sie sollten, muss aus der heutigen Perspektive gesagt werden, nicht recht behalten. Das Beinkleid ist unter europäischen Frauen bekanntlich schon lange weiter verbreitet als der Rock. Dieser fristet in der weiblichen Garderobe mittlerweile ein Schattendasein, und gäbe es nicht den Mini, er wäre nur mehr ein Schatten seiner selbst. Das hat auch der rührige Pariser Designer Jean Paul Gaultier erkannt, der im Magazin Stern in der vergangenen Woche eine Lobrede auf den Rock hielt: Einen Rock zu tragen ohne was drunter, sagte er, sei wie nackt baden. Es verschaffe einem ein Gefühl von Freiheit.

Gaultier hatte mit seinem Appell, zum Rock zu greifen, natürlich die Männer im Visier. Seit vielen Jahren tritt der französische Designer bekanntlich für die Annäherung der männlichen Garderobe an die weibliche ein. Seine Auftritte im Rüschenkleid sind ebenso legendär wie die vielen Varianten des Männerrockes, die er in den vergangenen beiden Jahrzehnten vorstellte. Seine Bemühungen waren dabei in etwa so erfolgreich wie die Gesetze der Pariser Stadtväter.

Dem Rock gegenüber geben sich die Herren resistent. Warum, darauf hat Gaultier eine einfache Antwort: Männer, sagte er, ändern sich und ihre Kleidung eigentlich nur, wenn die Frauen es von ihnen verlangen würden. Es wird also Zeit für ein neues Gesetz, eines das Männern das Tragen von Röcken gebietet. Erlassen und exekutieren müssten es aber die Frauen. Ansonsten nimmt es das gleiche Ende wie das Hosengesetz aus dem Jahre 1800.(hil/derStandard.at, 23.11.2009)