Hans Jorda, CEO von Neumann Partners.

Foto: students4excellence

Christine Dornaus, Vorstandsmitglied Wiener Städtische (links) und Karin Brunnmayr-Grüneis, HR-Leiterin OMV Global Solutions und s4e-Mentorin.

Foto: students4excellence

Clemens Philipp Schindler, Partner bei Wolf Theiss.

Foto: students4excellence

Emanuel Riccabona (links), s4e-Mentee und s4e-Mitglied und Martin Lust, s4e Geschäftsführer.

Foto: students4excellence

"Es ist wichtig aufzufallen; wie auch immer", sagt Martin Lust, Geschäftsführer von students4excellence. "Der Wille muss vorhanden sein, etwas bewegen zu wollen." Etwas bewegen will auch das Fördernetzwerk students4excellence, das bis jetzt 600 Mitglieder umfasst und die "besten Studierenden aller Studienrichtungen" unterstützen möchte, so das deklarierte Ziel. Die Unterstützung manifestiert sich zum Beispiel in der Vernetzung mit österreichischen Unternehmen, die als Partner fungieren. Ein Mentorenprogramm wurde initiiert. Anlässlich des einjährigen Bestehens lud die Plattform zur Podiumsdiskussion unter dem Titel "Exzellenz trotz Krise".

Differenzierung

Was macht "Exzellenz" aus und wie wird man "exzellent"? "Es ist oft das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein", sinniert Hans Jorda, CEO von Neumann Partners. Bis zu einem gewissen Grad lasse sich "Karriere" zwar planen, oft sei aber auch einfach nur Zufall im Spiel. Jordas Schlüssel zum Erfolg: "Man muss danach trachten, ein Alleinstellungsmerkmal für sich zu entwickeln." In der Differenzierung liegt die Chance, ist auch Martin Lust von students4excellence überzeugt: "Auf der Uni kann man das entweder über die Geschwindigkeit oder über die Noten machen."

Eine Frage der Persönlichkeit

Jorda glaubt, dass ein Studium alleine "wenig bis gar nichts" bringe. "Früher war das eine Fahrkarte für einen Job". Heute, ist sich Jorda sicher, spiele die Persönlichkeit eine wichtigere Rolle: "War jemand Schulsprecher oder in einem Verein tätig?" Das sind Fragen, die bei der Personalrekrutierung eine wesentliche Bedeutung haben, erzählt er aus der Praxis des Headhuntings: "Je höher der Job im Management angesiedelt ist, desto wichtiger ist die Persönlichkeit." Diese, so Jorda, werde nicht über die Ausbildung vermittelt: "Um die soziale Intelligenz muss man sich schon selbst kümmern."

Neben dem Feilen an der Persönlichkeit rät er, sich über das Ausüben von verschiedenen Tätigkeiten zu profilieren: "Vor 20 Jahren waren mehr als drei unterschiedliche Firmen am Lebenslauf schon ein K.O.-Kriterium." "Jobhopping" wurde nicht goutiert. "Heute ist das genau umgekehrt", sagt Jorda.

Eigenen Antrieb forcieren

"Interessant ist nur, wer interessiert ist", beschreibt Karin Brunmayr-Grüneis, HR-Managerin von OMV Solutions, den Weg zu "Exzellenz". "Jeder hat einen bestimmten Antrieb im Leben". Dieser gehöre gefördert. Die OMV ist bei students4excellence als Partner an Bord. Im Rennen um die "besten Köpfe" gebe es weiters Kooperationen mit der Montanuni in Leoben oder der TU. 

Reife über die Familie

Die Universität als Basis fürs berufliche Reüssieren sieht auch Christine Dornaus, Vorstandsmitglied der Wiener Städtischen: "Der Student hüpft so hoch wie man ihm die Latte legt." Dornaus identifiziert einen wichtigen Erfolgsfaktor im privaten Umfeld. "Ich hatte den Anspruch auch außerhalb des Jobs exzellent zu sein, nämlich in der Familie", meint die zweifache Mutter. "So erlangt man persönliche Reife und lernt, Prioritäten zu setzen."

"Holschuld" für Studenten

Ein weitgehend schlechtes Zeugnis stellten die Diskutanten dem österreichischen Bildungssystem aus. In puncto "Exzellenz" konstatiert Martin Lust eine "Holschuld" für Studenten. An den ausländischen Unis gebe es schon vor dem Studium einen rigorosen Selektionsprozess. "Tolle Absolventen und ein ganz anderes Betreuungsverhältnis sind die Folge", so Lust, der den chronischen Geldmangel an den heimischen Unis kritisiert: "Das ist eine Frage der politischen Rahmenbedingungen." Und eine Kulturfrage: "In Deutschland sind Förderprogramme viel ausgeprägter." Immerhin, betont er, habe man mit der Gründung von students4excellence eine kleine Lücke geschlossen.

"Bekenntnis zur Elite"

"Die Schul- und Unisysteme in Österreich pushen einen nicht automatisch", moniert Emanuel Riccabona, Mitglied von students4excellence und Absolvent der Uni Wien. Riccabona hat in Wien und an der Georgetown University in Washington studiert. "Da ist auf 20 Studenten ein Lehrender gekommen", kontrastiert er das Betreuungsverhältnis mit jenem auf der Uni Wien, wo ein Professor oft für 200 Studierende zuständig ist. "Exzellenz wird hier nicht gefördert." Statt Massenunis wünscht sich Riccabona ein "Bekenntnis zur Elite". Der Druck, meint der Innsbrucker, müsse hier von der Wirtschaft ausgehen: "Von der Politik her wird nichts passieren."

Masse als Chance

Dass Elitenförderung und eine breite universitäre Ausbildung kein Widerspruch sein müssen, glaubt Clemens Schindler, der mit 29 Jahren schon zum Partner bei der Rechtsanwaltskanzlei Wolf Theiss avanciert ist. "Die Unis geben die Chance, sich von anderen abzuheben", sagt er. Gerade weil ein Massenbetrieb herrscht, könne man auch aus diesem hervorstechen. Als beste berufliche Grundlage sieht Schindler das Sammeln von Erfahrungen im Ausland. Diese "Horizonterweiterung" und "Offenheit" könne mit nichts kompensiert werden.

Hans Jorda von Neumann Partners vergleicht die österreichischen Universitäten mit den heimischen Fußballern: "Sehr weit von der Spitze entfernt." Er ortet einen "Betrug an den jungen Leuten" und einen "unverantwortlichen Umgang mit der Zukunft des Landes". Seiner Meinung nach werde viel zu wenig Geld ins Bildungssystem investiert. Zum Schaden von Generationen, befürchtet er.

1.200 Mitglieder erwünscht

students4excellence hat sich zum Ziel gesetzt, weiter zu wachsen. Mittelfristig soll die Zahl der Mitglieder auf 1.200 verdoppelt werden. Bewerben können sich Studenten aus allen Studienrichtungen, die das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet und den Berufseinstieg noch vor sch haben. Die vier Kriterien, die über die Aufnahme entscheiden, sind: "Akademische Exzellenz, Berufserfahrung, Internationalität und Engagement". (om, derStandard.at, 23.11.2009)