Könnten Sie damit leben?: "Alle zweieinhalb Stunden wird in Österreich ein Unfall durch Alkohol ausgelöst, wo Menschen zu Schaden kommen", so Verkehrsministerin Doris Bures bei der Präsentation der Kampagne gegen Alkohol am Steuer. Seit rund drei Wochen sind Spots und Anzeigen im Einsatz.

Erste Reaktionen zur Kampagne? "Ich habe überwiegend positive Rückmeldungen. Mir war wichtig, darzustellen dass auch Alkolenker keine anonymen Monster, sondern ganz normale Menschen sind, die durch einen fatalen Fehler ihr Leben und das Unschuldiger zerstören. Daher finde ich den Slogan, der sich an die Alkolenker wendet, so gut: 'Könnten Sie damit leben?'. Wenn manche ihn vielleicht zu dramatisch finden, denke ich mir, die Realität ist viel furchtbarer", meint Bures im derStandard.at-Chat.

"Ein Mensch wie du und ich"

"Grundsätzlich soll die Kampagne vermitteln, dass bei einem Alkounfall nicht 'nur' das Opfer tatsächlich aus dem Leben gerissen wird, sondern im übertragenen Sinn auch der Fahrer selbst. Genau wie das Opfer und dessen Angehörige leiden der Lenker und dessen Umfeld an den Folgen des Unfalls. Darum auch die Formulierung der Kampagnenbotschaft: "Alkohol am Steuer: Könnten Sie damit leben?" Der Alkolenker sollte nicht stigmatisiert oder gar dämonisiert, sondern als das dargestellt werden, was er in den meisten Fällen ist: ein Mensch wie du und ich. Und dass einmal Alkohol am Steuer bereits einmal zu viel ist", so Alexander Zelmanovics, Kreativdirektor von Lowe GGK. Die Agentur ist für die Konzeption der Kampagne verantwortlich.

Einbruch in die heile Welt

War es von Beginn an geplant, eine "Schock"-Kampagne zu entwickeln, oder wurden auch andere Konzepte verfolgt? "Lassen Sie es mich so formulieren: Es war immer geplant, möglichst nah an der Realität zu bleiben. Wie in der wirklichen Wirklichkeit kündigt sich ein verhängnisvoller Autounfall nicht an. Auch in unserem TV-Spot nicht", meint Zelmanovics dazu. "Zwei Menschen, die die letzten 15 Jahre über ein völlig normales Leben geführt haben, begegnen sich. Leider bei einem tödlichen Autounfall unter Alkoholeinfluss".

Zelmanovics: "Die drastischen Bilder des Impacts schockieren besonders, weil sie so überraschend in eine heile Welt einbrechen. Jedoch ohne – wie so oft – Blut, schwerste Verletzungen oder ähnliches zeigen zu müssen. Sie bleiben im Kopf und setzen sich dort fest. Sicherlich auch, weil der Unfall so kurz und unausgespielt dargestellt wird und den Betrachter in einem aufgewühlten Zustand zurücklässt".

Auch andere Länder wählen drastische Bilder, um auf die Gefahr Alkohol am Steuer aufmerksam zu machen. Ein ähnliches Konzept wie die aktuelle österreichische Werbung verfolgt zum Beispiel ein Spot aus Irland, die Botschaft dort: "Could You live with the Shame?".

Eine Kampagne zum Thema Alkohol am Steuer soll – so Zelmanovics – wie jede andere Kampagne auch in erster Linie eins tun: Sie soll etwas bewirken. "Im Idealfall soll sie Menschen dazu bringen, nachzudenken. Darüber, dass auch zwei Gläser Wein zu viel sind, um sich hinters Steuer zu setzen. Darüber, dass man nicht 'nur' andere Leben zerstören könnte, sondern auch sein eigenes. Welcher Mittel man sich bedient, ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen, ist diskutabel."

"Drink + Drive = Death"

Bereits 2002 machte das Verkehrsministerium mit einer Kampagne auf das Problem "Alkohol am Steuer" aufmerksam, das Motto damals: "Drink + Drive = Death". Der "Zombie"-Film von Regisseur Harald Sicheritz sollte vor allem die Jugend ansprechen.

Doch nicht nur öffentliche Stellen wie Ministerien engagieren sich gegen Alkohol am Steuer. Auch Spirituosenhersteller machen dagegen mobil. Bacardi etwa lässt in der Präventionskampagne "Champions Drink Responsibly" Formel I-Weltmeister Michael Schumacher ans Steuer. Die Kampagne wurde vor kurzem in 40 Ländern weltweit gestartet.

"Als führender Hersteller und Vermarkter von internationalen Premium-Spirituosen wissen wir um unsere besondere Verantwortung, durch Aufklärung aktiv zu einem verantwortungsvollen Alkoholgenuss beizutragen", so Dieter Angermair, Geschäftsführer von Bacardi-Martini Österreich. Das Unternehmen wolle sich "mit aller Vehemenz" dafür einsetzen, dass sich Konsumenten alkoholischer Getränke nicht an das Steuer eines Fahrzeuges setzen. (red, derStandard.at)