Franz Hergovich, Sabine Reiter (2. und 3. von links) und die Mica-Crew laden am Freitag zu einem Tag der offenen Tür ins Music Information Center Austria.

Foto: Udo Titz

Wien - Es kann schon vorkommen, dass er eine halbe Stunde am Telefon hängt und mit jemandem spricht, der wissen möchte, ob er sich Franz oder doch besser Frankie nennen soll, karrieretechnisch betrachtet. Das sei aber die Ausnahme, erzählt der diesbezüglich gefestigte Franz Hergovich vom österreichischen Musikinformationszentrum, dem Mica. Aber wenn's sein muss, ist er auch dafür da. Das Mica ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für heimische Musiker. Und zwar für alle.

Jene, die welche sein möchten und nicht genau wissen, wie sich der Traum verwirklichen lässt. Und für solche, die schon einen Namen haben, auch international bekannte. Die Anliegen sind dann naturgemäß andere, die Adresse die selbe. Das Mica in der Stiftgasse 29 im siebten Wiener Bezirk, das diese Woche sein 15-jähriges Bestehen feiert (siehe Infokasten).

Rund 3000 Anfragen beantwortet man im Jahr. Die meisten zu komplexen Themen wie Urheberrecht, Verwertungsgesellschaften, bezüglich Förderungen und Labels. Wie man ein solches findet - oder wie man eines gründet. Dabei ist es Hergovich und Geschäftsführerin Sabine Reiter im Gespräch mit dem Standard wichtig zu betonen, dass sie keine Musikbeamten sind. Es sei eine lebendige Arbeit, die Spass mache, schon bedingt durch die verschiedenen Künstler und Werke. Auch wenn von so manch einem Musikertraum nach dem Reality-Check mit dem Mica wohl nur eine Anekdote übrigbleibt. Sorry, Frankie.

"Die meisten Anfragen" , erzählt Reiter, "kommen aus dem Pop, dem Jazz, dann aus dem Schlager und der Volksmusik. Wenige, obwohl wir sehr viel dafür tun, aus der Neuen Musik." Die vom Bund und der Stadt Wien mit 600.000 Euro geförderte Institution sieht sie als Informationsdrehscheibe, die "Hilfe zur Selbsthilfe" leistet. Diese besteht einerseits aus Basisarbeit - "Wie kann Musik ein Beruf werden?" - oder kann eine jahrelange Begleitung der Karrieren von Künstlern bedeuten. Etwa jener des Jazzers Max Nagl, der Jazzwerkstadt Wien oder von Fatima Spar & the Freedom Fries.

Neben der Full-Contact-Arbeit vor Ort und am Telefon gibt die Mica-Homepage Einblick, welche Leistungen hier angeboten und erbracht werden. Mehr noch. Sie bietet Musikerinnen und Musikern die Gelegenheit, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Mittlerweile gibt es ein umfassendes Interview-Archiv, das aufzeigt, welche künstlerischen Visionen von welchen profanen Problemen begleitet sind. Über 30.000 Single-User-Clients verzeichnet man monatlich.

Fokus Bundesländer

Leichter Stolz schwingt mit, wenn erzählt wird, dass das Mica das erste umfassende Interview mit Soap & Skin führte - ein Jahr, bevor fast alle relevanten Medien über die steirische Sängerin berichteten. Das will man künftig ausbauen, indem man in den Bundesländern mit regionalen Szenekennern zusammenarbeitet, dort Workshops und Auftrittsmöglichkeiten organisiert. Dazu kommen Promotionprojekte mit Lesungen und Musik.

Ebenso wird der Inhalt die Homepage ins Englische übertragen. Schließlich gibt es immer mehr internationale Anfragen, etwa von Festivals, die heimische Acts buchen wollen. "Die sind dann erfreut, wenn sie von uns erfahren, dass es dafür sogar Förderungen gibt" , so Hergovich.

Damit leistet das Mica seinen Teil, um das gerne als Musiknation ausgelobte Österreich von seiner zeitgenössischen und nicht nur musealen Seite international zu präsentieren - und beschreitet dazu neue Wege: Etwa in der Neuen Musik mit einem Repertoire-Austauschprogramm, in dem dann eben renommierte britische Ensembles Arbeiten renommierter heimischer Komponisten spielen.

Noch nicht ganz spruchreif ist ein EU-Projekt mit dem Titel "Music moves Europe" , das in Zeiten der fürs Überleben von Musikern immer wichtiger werdenden Live-Auftritte ein EU-weites Tour-Support-Programm bieten will. (Karl Fluch, DER STANDARD/Printausgabe 24.11.2009)