Wien - Die Aufstellung vielfach diffuser Forderungen war zuletzt einer der Kritikpunkte an den Besetzern von Hörsälen an österreichischen Unis. Mittlerweile vertreten die Studenten neben allgemein gehaltenen Punkten aber ganz konkrete Vorstellungen. Die Besetzer des Audimax der Uni Wien etwa haben einen allgemeinen Forderungskatalalog an die Politik verfasst und einen konkreten an die Universität. Überraschend: Die zuletzt immer wieder kolportierte Hauptforderung nach einem Aus für den Bologna-Prozess findet sich nirgendwo - nicht einmal das Wort kommt vor.

Demokratische Organisation der Hochschulen

Unipolitisch fordern die Besetzer etwa die demokratische Organisation der Hochschulen durch eine gleichberechtigte Einbeziehung aller Kurien (Studenten/Professoren/Mittelbau/allgemeines Personal), die Abschaffung der Uni-Räte, die Beschneidung der Befugnisse des Rektorats zugunsten "demokratisch legitimierter Gremien", die Wiedereinführung der Direktwahl der Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) und die Zusammenlegung von Wissenschafts- und Unterrichtsministerium. Sämtliche Studiengebühren sollen abgeschafft und die Qualität von Bildung und Lehre "nicht durch Zugangsbeschränkungen, sondern durch ausreichende Finanzierung im Bildungssektor gewährleistet werden". Forschung und Lehre müssten in einem Ausmaß finanziert werden, das Drittmitteln nicht notwendig mache.

Abschaffung des Selektionsinstruments STEP

Weiters verlangen die Besetzer die "Abschaffung des Selektionsinstruments der Studieneingangsphasen (STEPs) inklusive ihrer Knock-Out-Prüfungen", ein Aus für intransparente Anmeldesysteme und "Voraussetzungsketten" (Prüfungen, deren Abschluss Voraussetzung für den Antritt zu anderen ist, Anm.) sowie ein Ende von Deadlines für Sozialförderungen. Außerdem müssten alle Diplomstudiengänge aufrechterhalten und an anderen Unis absolvierte Lehrveranstaltungen und Abschlüsse angerechnet werden.

Gegen Zentralmatura

Die Forderungen beziehen sich aber nicht nur auf die Unis: So werden etwa Zentralmatura und Sitzenbleiben in der Schule abgelehnt. Ebenfalls nicht anfreunden kann man sich im Audimax mit prekären Dienstverhältnissen - sowohl an den Unis als auch in der gesamten Arbeitswelt. Gefordert wird dagegen ein Streikrecht für Schüler und Studenten sowie "die Restitution aller im Zuge der Shoa geraubten Güter, die sich in 'Besitz' der Universitäten sowie anderer staatlicher Einrichtungen befinden".

50 Prozent Frauen

Im Bereich Antidiskriminierung werden unter anderem eine 50-prozentige Frauenquote auf allen Ebenen des Bildungswesens sowie Quoten zur Förderung von Migranten gefordert. Ganz generell sind die Besetzer nicht nur für einen "Stop der Ökonomisierung der Bildung" - sie wollen gleich auch noch einen "Stop der Ökonomisierung der Ökonomie". (APA)