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Demonstranten vor dem Queen Elizabeth II.-Konferenzzentrum, in dem die Untersuchung stattfindet.

Foto: epa/Andy Rain

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Tony Blair auf Truppenbesuch in Basra 2004: Dem Ex-Premier wird vorgeworfen, Großbritannien ohne Anlass in den Krieg geführt zu haben.

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Angehörige im Irak getöteter Soldaten dürfen an der Sitzung des Untersuchungsausschusses teilnehmen. Im Bild Rose Gentle, die ihren Sohn Gordon verlor.

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John Chilcot leitet die Untersuchung.

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London - Mit der Anhörung erster Zeugen hat am Dienstag in London eine Untersuchung zur Rolle Großbritanniens im Irak-Krieg begonnen. Zu Beginn der Sitzung legte die von Regierungschef Gordon Brown eingesetzte Untersuchungskommission im Gedenken an die in dem Konflikt Getöteten eine Schweigeminute ein. In den kommenden Monaten sollen Dutzende der damals Verantwortlichen befragt werden, darunter Ex-Premier Tony Blair, Militärangehörige und führende Geheimdienstmitglieder. Auch ehemalige Mitarbeiter des Weißen Hauses sollen aussagen. 

Keine Eier für den Irak

Am Dienstag sagten Peter Ricketts vom Außenministerium, Simon Webb vom Verteidigungsministerium und William Patey, der 2001 bis 2003 Vorsitzender der Nahost-Abteilung im Außenministerium war, aus. Patey berichtete über die von Großbritannien und den USA durchgesetzten Sanktionen: Eine Zeit lang war sogar der Export von Eiern in den Irak verboten, weil daraus Massenvernichtungswaffen hergestellt werden könnten.

Blair kommt 2010

Blair als prominentester Zeuge soll Anfang kommenden Jahres dazu befragt werden, ob er den Plan des damaligen US-Präsidenten George W. Bush für eine Invasion des Irak bereits ein Jahr vor der Zustimmung durch das Parlament 2003 unterstützte. "Wir wollen die Beweise prüfen", sagte der Kommissionsvorsitzende John Chilcot. Das Gremium soll Empfehlungen aussprechen, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Untersucht werden sollen vor allem die Begründung des Krieges, die Planung der Invasion und die Vorbereitung des Wiederaufbaus.

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Chilcot betonte bei der Eröffnung, es handle sich um Anhörungen, niemand stehe vor Gericht. Er und seine Kollegen seien aber zu Gründlichkeit, Neutralität und Fairness entschlossen. Die Kommission könne nicht über Schuld und Unschuld entscheiden - dies könne nur ein Gericht: "Aber ich versichere, dass wir uns im Abschlussbericht nicht scheuen werden, Kritik zu üben - ganz gleich, ob an Institutionen, Vorgängen oder Individuen - wo sie gefragt ist."

179 Gefallene

Kriegsgegner und Abgeordnete, die dem Krieg unter der Führung der USA kritisch gegenüberstanden, haben wiederholt eine solche Untersuchung gefordert. Es habe bei den Briten, bei den US-Amerikanern und ihren Verbündeten etliche Fehler in der Arbeit der Geheimdienste vor dem Krieg und bei der Nachkriegsplanung gegeben, erklärten diese Kreise. Der Einsatz kostete 179 britische Militärangehörige das Leben und war in der Öffentlichkeit äußerst unpopulär.

Die Anhörungen könnten nach derzeitigem Stand rund ein Jahr dauern. Der Abschlussbericht der fünfköpfigen Kommission wird frühestens für Ende 2010 erwartet. Es hat zwar bereits zwei Untersuchungen zur Frage der Beteiligung Großbritanniens an dem Krieg gegeben. Sie bezogen sich aber auf Einzelaspekte und wurden als zu zurückhaltend kritisiert.

Großbritannien war der wichtigste Verbündete der USA, als diese unter Ex-Präsident George W. Bush im März 2003 im Irak einmarschierten. Anfangs waren dort 46.000 britische Soldaten stationiert - das größte ausländische Truppenkontingent nach den US-Streitkräften. Der Einsatz der Briten endete offiziell im Juli. (red/APA/AP)