Heiner Müllers Zweipersonenstück Quartett aus dem Jahr 1981 ist eine erzählerische Ellipse, eine Reduktion des französischen Briefromans "Gefährliche Liebschaften". Choderlos de Laclos erschuf damit im ausgehenden 18. Jh. ein Sittengemälde des Ancien régime, in dessen Zentrum das Machtspiel zwischen der Marquise Merteuil und ihrem ehemaligen Geliebten Vicomte Valmont steht. Ziel: die Verführung einer verheirateten Dame der Gesellschaft und einer klösterlichen Jungfrau.

Müller verdichtet den Betrug zum diabolischen Rollenspiel, das Viereck wird zu einer Ménage à deux. In der Linzer Eisenhand interpretiert Regisseur Peter Wittenberg das Stück mit wohltuender Zurückhaltung. Die Konzentration gilt ganz dem Text, der durchkomponierten verbalen Perfidie, die Verena Koch als Merteuil und Sebastian Hufschmidt als Valmont gut gekühlt zu servieren wissen. Schön auch die reduzierte Bühnensprache: Alle Türen des Guckkastens sind aufgestoßen, doch aus dem intriganten Spiel gibt es kein Entrinnen, die moralische Entscheidungsfreiheit, die aufrichtige Liebe, sie bleiben eine Illusion. Nur wenige Termine. (wo/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 11. 2009)