Sie sei den Ruheständlern gegönnt, die Erhöhung ihrer Gagen um 1,5 Prozent. Denn angesichts der strukturellen Probleme im hiesigen Pensionssystem - die OECD weist Österreich regelmäßig als äußerst komfortabel ausgestattetes Pensionisten-Eldorado aus, laut Wifo wird sich der Anteil der Pensionszahlungen in den kommenden Jahren auf sagenhafte 23 Prozent des Bundesbudgets belaufen - ist es beinahe schon gleichgültig, dass die Oldies einen höheren Abschluss herausgeholt haben als die Metaller.
Das sind Zahlen, schiere Zahlen. Und die sagen nichts über den eigentlichen Skandal des Vorgangs aus: Weil sich die Parteien aller Couleurs so vor der ergrauenden Wählerschaft fürchten, können Andreas Khol und Karl Blecha, als Waldorf und Statler der hiesigen Polit-Muppetsshow in ihrer bequemen Loge darüber feixen, wie sich Österreich Jahr für Jahr mehr zu einer großen Gerontokratie-Show entwickelt. Inzwischen ist selbst die Frage, ob nun die gewählten Amtsträger der Republik oder die Chefs der Senioren-Lobbys mehr Macht im Staat haben, keine theoretische mehr.
Auf der anderen Seite der politischen Fresskette stehen die Studenten, die Unis lahmlegen müssen, um auf die bemerkenswerte Zukunftsvergessenheit dieses Landes hinzuweisen. Und eine seltsam ruhige Schicht von Steuerzahlern mittleren Alters, die sich monatlich über die Abgabenlast wundern, unter zunehmendem Arbeitsdruck stöhnen und pensionsmäßig sowieso blöd dastehen werden. Quasi ein Glück, dass die - noch - keine Zeit zum Protestieren haben. (Christoph Prantner/DER STANDARD-Printausgabe, 25.11.2009)