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Zur Person
Der Nationalratsabgeordnete Martin Bartenstein, zuletzt Wirtschaftsminister, war Ende der 90er-Jahre Umweltminister. Als solcher war er mit dem EU-Politikertross in Kioto und verhandelte danach die Verteilung mit, wie die Kioto-Ziele innerhalb Europas bis 2012 erfüllt werden müssen.

Foto: AP/Zak

Warum sich Österreich einst zu einem so ehrgeizigen Klimaschutzziel verpflichtet hat und es dem Land jetzt so schwer fällt, dieses zu erfüllen, erklärt der ehemalige Umweltminister Martin Bartenstein im Gespräch mit Johanna Ruzicka.

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STANDARD: Österreich wird seine CO2-Einsparziele wenn überhaupt nur durch massive Zukäufe von Verschmutzungsrechten erreichen können. Sie haben dieses österreichische Ziel von 13 Prozent minus, das bis 2012 erreicht werden muss, als damaliger Umweltminister ausverhandelt. Ist dieses Ziel nicht hoch überzogen?

Bartenstein:Nun, die EU als ganzes hat sich im Rahmen der Kioto-Verhandlungen auf ein achtprozentiges Reduktionsziel verpflichtet. Als es damals darum ging, diese Verpflichtung im Rahmen des EU-Burden-Sharing aufzuteilen, bin ich nach Brüssel gefahren. Im Marschgepäck hatte ich noch ambitioniertere Verpflichtungen, auf die sich Parlament und Regierung festgelegt hatten, nämlich 20 bis 25 Prozent! Das hat man in Brüssel natürlich gewusst, und ich hatte alle Hände voll zu tun, dass wir mit nur minus 13 Prozent aussteigen.

STANDARD: So gehen wir öfter vor.

Bartenstein:Ja. Als es darum ging, die Ziele festzulegen, wie hoch der Anteil der erneuerbaren Energien für Österreich sein soll, damit Europa die Klima- und Energieziele 2020 erreicht, haben wir die ganze Zeit von 45 Prozent diskutiert. Und als dann 34 Prozent erneuerbare Energien für uns herauskam, war das Geheule groß.

STANDARD:Österreich war zu der Zeit, als das Kioto-Protokoll verhandelt wurde, noch Stromexporteur.

Bartenstein:Das ist richtig. Andererseits liegt Österreich auch heute noch relativ gut, wenn man den CO2-Verbrauch pro Kopf heranzieht. Da sind wir nämlich im europäischen Durchschnitt. Das ist recht ordentlich, weil wir ja weiterhin auf Atomenergie im Land verzichten und keine großen, schmutzigen Kohlekraftwerke zum Abstellen haben - wie Deutschland mit der ehemaligen DDR. Das heißt, Klimaschutz mit weniger Treibhausgasen ist für uns schwieriger zu bewerkstelligen. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2009)